<link file:28359 _blank>Wort hören
„Unser tägliches Brot gib uns heute“ – die Bäcker sind das einzige Handwerk, das es bis ins „Vater Unser“ geschafft hat. Ob es daran liegt, dass die Bäcker-Innung morgen eigens einen Erntedank-Gottesdienst feiert? Ich nehme an, dass ein Bäcker fast täglich ein kleines Erntedankfest feiert, wenn ich sehe, wie behutsam und sorgsam Bäcker mit der Frucht der Erde umgehen, was sie alles aus Mehl, dem vermahlenen Getreide, täglich an Schrippen, Semmeln, Knüppeln, Schusterjungen, an hellem und dunklem Brot zaubern.
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, heißt es in der Heiligen Schrift. An dieser Stelle kommen gern Wurst oder Käse ins Spiel, man kann den Satz aber auch anders lesen: Es reicht nicht, wenn ich allein genügend Brot habe. Brot zu brechen und zu teilen ist Kern des christlichen Glaubens, aber eben auch Teil des Selbstverständnisses des Bäckerhandwerks. So gehörten auch in Berlin Bäckereien zu den ersten Unterstützern der Berliner Tafel.
Gemeinsam mit der Bäckerinnung sind wir der Überzeugung: „Teilen macht glücklich“ und haben uns gemeinsam das „Hedwigs-Brötchen“ ausgedacht: die Bäcker backen es und wir durften die Namenspatronin aussuchen. Als Doppelbrötchen ist es dazu gedacht mit einem Freund, Kollegen, Familienangehörigen oder auch Fremden geteilt zu werden. Geteilter Genuss ist doppelte Freude.
Die Heilige Hedwig, die Patronin unserer Kathedrale und des Doppelbrötchens, lebte in einer Zeit großer Not. Um möglichst vielen Menschen das Überleben zu sichern, half sie, das Brot gerecht zu verteilen. Zudem setzte sie sich für die Bekämpfung der Ursachen von Hunger und Not ein. Dadurch ist sie für viele Menschen in Berlin und dem angrenzenden Schlesien auch heute noch ein Vorbild. Sie wurde vor genau 750 Jahren heiliggesprochen. Der Gedanke des Teilens ist aber nicht aus der Mode gekommen.