<link file:28743 _blank>Wort hören Draußen wird es immer kälter und der Wind weht rauer. Wie schön ist es da, am Abend nach Hause zu kommen, die Heizung aufzudrehen und ganz gemütlich die Beine hochzulegen. Nicht allen ist das vergönnt. Es gibt bei uns immer mehr Menschen, die auf der Straße leben, die nicht wissen, wo sie hin sollen. So wie Hans*, Mitte 50, der für ein paar Monate draußen auf einem kleinen Platz lebte. Mitten im Prenzlauer Berg - in einer schicken Wohngegend. Dabei hatte Hans studiert, er diskutierte leidenschaftlich über Philosophie - er liebte es gute Bücher zu lesen, führte ein normales Leben.
Mit seiner Familie und seinen Partnerschaften war es allerdings noch nie einfach. Es gab Streit und Trennungen. Irgendwann fing es an mit dem Alkohol, er verlor seine Finanzen aus dem Blick – die Miete wurde nicht mehr überwiesen. Hans wurde zwangsgeräumt. Für ein paar Wochen lebte er im Keller seines ehemaligen Hauses. Dann musste er auch hier raus. Hans setzte sich in seinem alten Kiez einfach neben einen Spielplatz. Er blieb da, bei Wind und Wetter. Gleich in den ersten Tagen wurde er bestohlen. Alles war weg - sein Portemonnaie - sein Ausweis - seine Zukunft. Hans schlief auf der Parkbank bis ehemalige Nachbarn und Anwohner ihm Hilfe anboten. Sie brachten ihm etwas zu essen - jemand gab ihm einen Schlafsack. Eine Nachbarin rief bei der Caritas an und bat um Unterstützung.
Gott sei Dank gibt es bei uns viele, denen es nicht gleichgültig ist, wenn andere nachts draußen frieren. Seit 28 Jahren organisieren evangelische und katholische Gemeinden mit Diakonie und Caritas die Berliner Kältehilfe. Jedes Jahr ab dem 1. November finden hier Obdachlose in Winternächten Schutz und ein warmes Essen. Ehrenamtliche öffnen Kirchensäle und Unterkünfte, schmieren Stullen und kochen Suppe. Was aber besonders wichtig ist: sie geben menschliche Wärme und lassen Notleidende spüren, dass sie nicht alleine sind. Nächste Woche ist es wieder soweit, die Kältehilfe öffnet ihre Türen. Gehen auch Sie mit offenen Augen durch unsere Stadt und zeigen Sie Menschen wie Hans, dass sie Ihnen nicht gleichgültig sind.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!