Die Menschen in unserem Land werden immer älter – die medizinische Versorgung ist auf einem hohen Niveau. Eigentlich ein Grund zur Freude. Wenn heute nicht viel zu wenige den Pflegeberuf ergreifen würden. Krankenhäuser und Pflegedienste finden nicht genügend Fachkräfte. Stationen müssen geschlossen werden, Pflegedienste müssen Woche für Woche Versorgungsaufträge ablehnen.
Die Wohlfahrtsverbände in Berlin haben deshalb die Kampagne unter dem Hashtag #fairePflege gestartet. Hier kommen Fachkräfte wie die Krankenschwester Janette von der Caritas Altenhilfe zu Wort. Seit 20 Jahren versorgt sie mit viel Herz alte und kranke Menschen in Berlin-Kreuzberg. Dass in der Pflege oft am falschen Platz gespart wird, ist für Janette ein großes Ärgernis. So bezahlen die Krankenkassen gar nicht alle Leistungen, die Janette und ihre Kollegen erbringen. Pflegerische Leistungen werden pauschal vergütet – der tatsächliche Zeitaufwand wird nicht berücksichtigt. Bei mehreren, ärztlichen Verordnungen erstattet die Krankenkasse nur die hochwertigste Leistung. Diese Abrechnungslogik führt zu hohem Zeitdruck, der die Arbeitsbedingungen der Pflegerinnen und Pfleger stark belastet.
Möglichst viele Patienten müssen deshalb in kürzester Zeit zu Hause versorgt werden. Enttäuschungen auf allen Seiten sind so vorprogrammiert. Helfende Hände brauchen Zeit. Für viele Patienten ist der täglich Besuch von Janette der Höhepunkte des Tages. Sie wollen eine Krankenschwester, die ihnen auch mal zuhört. Auch die Pflegekräfte selbst wollen nicht Tag für Tag von einem Termin zum nächsten hetzen. Die Rahmenbedingungen müssen sich ändern. Sonst wird die Pflege selbst zum Pflegefall. Pflege braucht eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung. Pflege muss wieder menschlicher werden. Ohne bessere Arbeitsbedingungen und faire Behandlung der Pflegedienste wird es kaum gelingen, Menschen für diesen Beruf zu begeistern.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.