Aus dem Wienerwald an die OderZisterzienser wollen Kloster in Brandenburg wiederbesiedeln

Heiligenkreuz/Neuzelle (KNA) Mönche im typischen schwarz-weißen Kapuzengewand der Zisterzienser: Bald sind sie wohl wieder auf Dauer im brandenburgischen Neuzelle zu sehen. Das österreichische Stift Heiligenkreuz beschloss am Donnerstag, eine Wiederbesiedelung der Klosteranlage südlich von Frankfurt an der Oder zu wagen - fast 200 Jahre nach der Verstaatlichung durch Preußen. Bis 2018 sollen acht Ordensmänner aus dem Wienerwald in die Grenzregion zu Polen wechseln.

Es wäre nicht der erste Versuch eines Neustarts, den Orden seit dem Ende der DDR in Ostdeutschland unternehmen. Nur wenige von ihnen konnten jedoch an Klosterstandorte mit jahrhundertelanger Tradition anknüpfen. Das bekannteste Beispiel ist Kloster Helfta in Sachsen-Anhalt. Dort leben seit 1999 Zisterzienserinnen aus der Abtei Seligenthal in Bayern. Nach 450-jähriger Unterbrechung setzen sie die Ordenstradition dort fort.

Dies ist nun auch in der kleinen Gemeinde Neuzelle geplant. Nach der Verstaatlichung ihrer Besitzungen im Jahr 1817 mussten die Zisterzienser das Kloster nach 550 Jahren aufgeben. Weitgehend erhalten blieb dagegen Neuzelles Architektur als nördlichstes Beispiel süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa. Als "Barockwunder Brandenburgs" zieht sie jährlich rund 120.000 Besucher an. Eine Besonderheit ist das Museum mit den Neuzeller Passionsdarstellungen, die als Kulissentheater in der Kar- und Osterzeit aufgestellt wurden. Über 50 Millionen Euro wurden seit der Wiedervereinigung aus Mitteln von EU, Bund, Land und Stiftungen zum Erhalt der Klosteranlage investiert.

Nach wechselvollen Besitzverhältnissen gehören die Bauten und Ländereien im Umfang von fast 11.300 Hektar heute der öffentlich-rechtlichen Stiftung Stift Neuzelle. Sie will die Mönche aus Heiligenkreuz grundsätzlich mit offenen Armen aufnehmen. Wenn die Zisterzienser zurückkommen, könnte dies "dem Kulturtourismus Rückenwind" geben, erklärt der Stiftungs-Direktor für Marketing und Kultur, Walter Ederer. Mit Angeboten wie "Kloster auf Zeit" könnten sie Neuzelle neue Besuchergruppen erschließen.

Große Hoffnungen mit der geplanten Wiederbesiedelung verbindet auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, auf dessen Bistumsgebiet Neuzelle liegt. Von ihm kommt die Einladung an den Orden. In der Entscheidung von Heiligenkreuz sieht er ein "Zeichen des Aufbruchs" für das Bistum Görlitz und die Region. Er hofft auf ein geistliches Zentrum, "das für viele Menschen eine Kraftquelle und ein Ort des Auftankens wird".

Das Votum war nicht selbstverständlich. Dem Stift liegen nach Angaben seines Abtes Maximilian Heim Anfragen zu Neugründungen an mehreren Orten vor. Die Entscheidung sei für Neuzelle gefallen, weil dort "die fast 750-jährige zisterziensische Architektur und Kultivierung des Landes noch heute sichtbar ist". Zudem könnten der Kontakt zum nahen Polen und die alten schlesischen Wurzeln zeigen, "dass der christliche Glaube verbindet und nicht trennt". Vor dem Neustart seien jedoch "noch viele vorbereitende Gespräche und weitere Klärungen" notwendig.

Noch ungeklärt ist etwa, wo die Ordensmänner wohnen könnten. Die Zisterzienser bevorzugen das frühere Kanzleigebäude des Klosters. Dort ist derzeit aber die Kunst- und Musikschule des Privatgymnasiums untergebracht, das auf dem Klostergelände angesiedelt ist. Für die Musikschule müssten gegebenenfalls andere Räume gefunden werden. Allerdings sind die Klostergebäude schon weitgehend etwa für museale Zwecke in Beschlag genommen.

Als weitere offene Frage nennt Marketingchef Ederer, ob öffentliche Mittel eingesetzt werden dürften, um das Kanzleigebäude für die Erfordernisse eines Konvents zu sanieren. Er beziffert die Kosten auf bis zu fünf Millionen Euro. Diese Fragen will die Stiftung nun klären. Ederer betont zugleich, dass sie alle Entscheidungen nur im Einvernehmen mit ihren Partnern vor Ort treffen werde. Dazu gehört nach seinen Worten auch die evangelische Kirchengemeinde. Am Donnerstag fiel demnach nur eine - wenn auch grundsätzliche - erste Weichenstellung.