Seit dem Schuljahr 2016/17 arbeite ich als Deutsch- und Religionslehrerin im Katholischen Schulzentrum Edith Stein in Berlin. Als besondere Herausforderung empfinde ich den Religionsunterricht – auch aus dem Grunde, dass ich in diesem Schulfach Anfängerin bin. Eine zusätzliche Motivation bedeutet für mich die Tatsache, dass nur etwa 60% meiner SchülerInnen kirchlich verwurzelt bzw. gläubig sind. Ich sehe es daher als eine wichtige Aufgabe an, auch diejenigen zu erreichen, denen der Themenkomplex Religion-Glaube-Kirche neu ist.
So versuche ich in besonderem Maße, Anregungen und Wünschen der SchülerInnen hinsichtlich der Gestaltung des Unterrichts entgegenzukommen, und suche stets nach Wegen, meine Stunden für andere inspirierend durchzuführen. So hat das Projekt der Berufungspastoral im Erzbistum Berlin „SENDUNG.konkret“ mein Interesse gefunden. In dessen Rahmen habe ich Kaplan Johannes Schaan ins Schulzentrum eingeladen.
Unseren Gast kannte ich nicht persönlich, ich hatte jedoch ein paar Mal die Gelegenheit, ihn als Zelebranten der hl. Messe bei seiner früheren Pfarrgemeinde zu erleben. Angesprochen fühlte ich mich vor allem durch sein Leitmotiv „Dankt dem Vater mit Freude!“ (Kol 1,12). Zweifellos gerät die Dankbarkeit als Wert heutzutage eher in Vergessenheit, weshalb es wünschenswert ist, SchülerInnen dafür immer wieder zu sensibilisieren.
Kaplan Schaan hat meine Einladung gerne angenommen und im März 2017 insgesamt vier Klassen unserer Fachoberschule und Berufsfachschule besucht. Erzählt hat er von seiner Berufungsgeschichte, von den Mühen des Alltags auch sogar von Krisen, die er auf dem Weg zur Priesterweihe und auch danach überstehen musste. Die SchülerInnen haben ihm mit Interesse zugehört und sind dabei im Gespräch auf allgemeine Probleme des Glaubenslebens eingegangen. Aufgegriffen wurden solche Themen wie die Gottesexistenz, die Bedeutung des Christentums als Weltreligion, die Aktualität der Zehn Gebote oder die Zusammenarbeit mit anderen christlichen Konfessionen. Mit Freude konnte ich feststellen, dass bei diesem Besuch auch diejenigen SchülerInnen, die im Unterricht sonst eher zurückhaltend sind bzw. kaum Interesse zeigen, dabei aktiv waren.
Einige waren sogar enttäuscht, dass manche Fragen wegen Zeitmangels unbeantwortet bleiben mussten. Dieser auch für mich bereichernde Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt und wurde allgemein als spannende Abwechslung empfunden. Kaplan Schaan musste das Versprechen geben, uns wieder einmal zu besuchen. Wir werden auf ihn im nächsten Schuljahr warten, aber auch auf andere Gäste, die mit ihrer Lebensgeschichte unsere Unterrichtsstunde lebendig machen können.
Aleksandra Chylewska-Tölle
Katholisches Schulzentrum Edith Stein