Krakau (KNA) Die deutschen Bischöfe und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) haben eine positive Bilanz des Weltjugendtages gezogen. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sprach am Samstag vor Journalisten in Krakau von einem "außergewöhnlichen Glaubensfest" mit Papst Franziskus. Er habe die Jugendlichen so angesprochen, "dass es direkt ankommt". BDKJ-Bundespräses Dirk Bingener hob die Aufforderung des Papstes an die Jugend hervor, "rebellisch" zu sein. Dadurch fühlten sich die Jugendverbände in ihrem Engagement bestätigt.
Neymeyr würdigte vor allem den Besuch von Papst Franziskus am Freitag in Auschwitz als "wichtiges Zeichen der Versöhnung". Dass dazu auch Vertreter des Judentums eingeladen hätten, sei ein "bedeutendes politisches Signal" der Verbundenheit von Christen und Juden, erklärte der Vize-Vorsitzende der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Er betonte das "beredte Schweigen" des Papstes bei seinem Besuch des früheren NS-Vernichtungslagers.
Ohnehin seien vom Weltjugendtag "starke politische Signale" ausgegangen, so Neymeyr. Angesichts des Terrors und der Gewalt habe das Treffen von hunderttausenden Jugendlichen aus über 180 Ländern eine weltumspannende Kirche deutlich gemacht: "Katholisch und nationalistisch sein, das geht nicht zusammen", so Neymeyr.
Der stellvertretende "Jugendbischof" hob auch die Begegnungen zwischen den rund 16.000 Teilnehmern und den gut 20 Bischöfen aus Deutschland hervor. Vor allem bei den Glaubensgesprächen an den Vormittagen des Weltjugendtages sei es zum persönlichen Austausch darüber gekommen, was das WJT-Hauptthema "Barmherzigkeit" praktisch bedeuten könne. Dabei hätte viele Jugendliche das Angebot zur Beichte genutzt.
Nach Aussage Bingeners ging es bei den Glaubensgesprächen auch um heiße Themen wie den Umgang der Kirche mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder einen Zugang von Frauen zum Priesteramt. Diese Fragen bräuchten nun einen "noch intensiveren Austausch", so der BDKJ-Bundespräses. Paul Metzlaff von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz äußerte die Hoffnung, dass der Weltjugendtag nicht ein einmaliges "Event" bleibe, sondern in den Bistümern der Teilnehmer "neue Sozial- oder Gebetsinitiativen" anrege.
Neymeyr dankte überdies für die große Gastfreundschaft in Polen. Sie habe die Stimmung unter den Jugendlichen wesentlich mitgeprägt, die vielfach in Familien untergebracht gewesen seien. Vor den Journalisten äußerten sich auch Magdalena Hartmann und Jonas Lixenfeld (beide 19) aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart "begeistert" von ihren Erfahrungen. "Wenn die ganze Welt so wäre wie auf dem Weltjugendtag, wäre es traumhaft", so Hartmann.
Neymeyr hatte seit Donnerstag den erkrankten Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann vertreten, der vorzeitig abreisen musste. Der Weltjugendtag endet an diesem Sonntag mit einem Abschlussgottesdienst mit dem Papst. Bis zum Ende des Glaubenfestes werden bis zu zwei Millionen Menschen erwartet.