"Die Geschichte des Bistums verkörpert"Bischöfe würdigen verstorbenen Prälaten Gerhard Lange

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Berlin (KNA) Das Erzbistum Berlin hat den verstorbenen Prälaten Gerhard Lange gewürdigt. Wie kaum ein anderer habe er die Geschichte des Bistums verkörpert, sagte Erzbischof Heiner Koch am Dienstag beim Requiem für den Geistlichen. Er erinnerte an dessen kirchenpolitische Aufgaben und die Verantwortung im Medienbereich zu DDR-Zeiten, aber auch an sein Wirken als Jugendseelsorger. Lange, von 1974 bis 1990 kirchenpolitischer Beauftragter des Bischofs von Berlin und der damaligen Berliner Bischofskonferenz, starb am 20. Januar im Alter von 84 Jahren in Berlin.

Der emeritierte Berliner Weihbischof Wolfgang Weider wies in seiner Predigt das bei manchen verbreitete Bild von der "Grauen Eminenz" zurück und betonte die Herzlichkeit und Zugewandtheit des Geistlichen. Um seine Aufgabe, für das Überleben der Kirche in einer kommunistischen Diktatur zu sorgen, habe ihn seinerzeit "wohl kein Priester beneidet", meinte Weider. Als Verbindungsmann der Bischöfe zur DDR-Regierung habe er für ein "gutes Gesprächsklima" sorgen müssen. Dabei sei er vom kirchenpolitischen Ansatz von Kardinal Alfred Bengsch (1921-1979) geprägt gewesen, mit dem er auch freundschaftlich verbunden gewesen sei.

Besonders schwierig sei für Lange die Zeit unmittelbar vor der politischen Wende 1989 gewesen, als sich die Bischöfe entgegen der Linie Bengschs kritisch zur politischen Lage geäußert hätten, sagte Weider. Eine große Last sei von ihm abgefallen, als sein Amt anschließend nicht mehr notwendig gewesen sei.

Zur Person: Prälat Gerhard Lange

Prälat Gerhard Lange (1933-2018) war zu DDR-Zeiten zwei Jahrzehnte lang prägende kirchenpolitische Persönlichkeit der katholischen Kirche. Als Beauftragter des Bischofs von Berlin und der damaligen Berliner Bischofskonferenz spielte er von 1974 bis 1990 eine zentrale Rolle bei den Kontakten der katholischen Kirche zum DDR-Staat. Er hielt vor allem Verbindung zum Büro des Staatssekretärs für Kirchenfragen, das für alle die Kirchen betreffenden Fragen auf zentraler Ebene zuständig war. Zugleich war Lange Chefredakteur des "St. Hedwigsblatts", der Kirchenzeitung für den Ostteil des Bistums Berlin.

Nach der Wende engagierte sich Lange vor allem in der Aufarbeitung der Kirchengeschichte in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR. Als Leiter der Arbeitsstelle für Zeitgeschichte des (Erz-)Bistums Berlin gab er zwei umfangreiche Dokumenten-Bände heraus. Zudem verfasste er Aufsätze und erläuterte die damaligen politischen Grundsätze der Kirche auf wissenschaftlichen Tagungen. Zentrales Anliegen war ihm, das Handeln der Kirche auf der Grundlage ihres Selbstverständnisses zu verdeutlichen, das in den Akten der SED und des Staatssicherheitsdienstes kaum zur Geltung kam. Von 1992 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2004 war er zudem zuständig für die Ausbildung der Theologiestudenten im Bistum.

Lange wurde am 22. September 1933 in Berlin geboren und am 17. Dezember 1960 von Bischof Julius Döpfner zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Berlin-Kaulsdorf war er von 1963 bis 1970 als Seelsorger und als Rektor im Sankt-Otto-Heim in Zinnowitz tätig, das damals eine prägende Rolle für eine Generation katholischer Jugendlicher hatte. 1970 wurde er Jugendseelsorger für den Ostteil des Bistums, bevor ihn Kardinal Alfred Bengsch mit der Kirchenpolitik beauftragte.

Bis zum Ende der DDR vertrat er dessen - innerkirchlich in den 80er Jahren nicht mehr unumstrittene - Linie, die auf die Erhaltung des rechtlichen Status quo der kirchlichen Institutionen abzielte, politische Stellungnahmen der Kirche auf Grundsatz- und Lebensfragen des Volkes bei ansonsten weitgehender politischer und medienpolitischer Zurückhaltung begrenzte und die Einheitlichkeit der bischöflichen Stellungnahmen durchsetzte. Lange starb am 20. Januar in Berlin.