Geburtstagsparty mit einem Hauch ExotikProgrammhöhepunkte des 100. Katholikentags vorgestellt

Leipzig (KNA) Flüchtlinge, Migration, Integration, Fremdenfeindlichkeit - diese Themen stehen im Zentrum des 100. Katholikentags in Leipzig. Damit greift das Christentreffen im Mai einmal mehr drängende, aktuelle gesellschaftliche und soziale Fragen auf. Knapp vier Monate vor der Großveranstaltung präsentierten die Veranstalter, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und das Bistum Dresden-Meißen, in der Messestadt die Highlights des Jubiläums.

Der neue ZdK-Präsident Thomas Sternberg machte dabei deutlich, dass es mehr als ein "Rückblick auf eine gute Geschichte" sein werde: "Wir richten den Blick in die Zukunft, in die Zukunft unserer Welt und unseres Landes - auch in die Zukunft unserer Kirche."

Der Katholikentag kommt zu seinem runden Geburtstag in eine Region, die zum einen ausgeprägte Diaspora ist, zum anderen gegenwärtig mit Pegida und der Partei AfD in der Flüchtlingsdebatte häufig für negative Schlagzeilen sorgt. Mit ihrer Festlegung, keine AfD-Vertreter auf Podien einzuladen, hatte sich die Katholikentagsleitung bereits Mitte November - nach internen Diskussionen - eindeutig positioniert. "Durch die aktuellen Wortbeiträge der AfD in der Flüchtlingsdebatte sehen wir uns in dieser Entscheidung noch einmal bestärkt", bekräftigte ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius jetzt nochmals.

Andere Parteienvertreter, Ministerpräsidenten und große Teile des Bundeskabinetts werden sich neben zahlreichen Kirchenvertretern auch bei diesem Katholikentag und seinen rund 1.000 Einzelveranstaltungen wieder die Klinke in die Hand geben: Auf den zentralen Podien zur Flüchtlingsfrage diskutieren Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) und SPD-Politiker Wolfgang Thierse etwa zum Thema "Aufstehen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit".

Über die Zukunft von Wirtschaft und Entwicklungshilfe debattieren zum Beispiel Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), Bundeskanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) und Kardinal Reinhard Marx. Bundespräsident Joachim Gauck spricht zur Eröffnung des Katholikentags am 25. Mai auf dem Leipziger Markt. Traditionell ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stets Gast bei den Katholikentagen gewesen. Doch ausgerechnet das Jubiläum könnte sie verpassen: Da zeitgleich ein G7-Gipfel in Japan stattfindet, ist ihre Teilnahme in Leipzig noch ungewiss.

Leben mit und ohne Gott

Das zweite Schwerpunktthema des Christentreffens - der Dialog mit Konfessionslosen - rückt angesichts der rasant wachsenden Bedeutung der Flüchtlingsfrage schon beinahe in den Hintergrund. Dabei war es ursprünglich als Dreh- und Angelpunkt gedacht gewesen. Lange hatten die Veranstalter debattiert, wie der Programmbereich überhaupt heißen solle. Jetzt ist es raus: "Leben mit und ohne Gott".

Unter diesem Slogan stellen sich auch der evangelische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) aus Thüringen und Sachsen-Anhalts katholischer Landesvater Reiner Haseloff (CDU) dem Gespräch mit Nichtgläubigen. Und bei "Kneipengesprächen" suchen die Bischöfe Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Stefan Oster (Passau) mit einem Bier an der Theke den Kontakt zu Nicht-Christen.

Ein besonderes Projekt ist die Aktion "Off Church": Fünf stilisierte liturgische Orte sollen in der Stadtmitte aufgestellt werden, darunter eine Kanzel mit der Aufforderung: "Geh hoch und sag was Nettes!" An einer Fürbittenwand können digital Anliegen "eingespeist" werden. Nach dem Druck auf die Enter-Taste ertönt: "Wir bitten dich, erhöre uns." Ein Zelt mit einem nachgebauten Tabernakel, der als Briefkasten dient für "alles, was mir wichtig und heilig ist". Die dort eingeworfenen Zettel kommen allabendlich in die Propsteikirche und werden dort am echten Tabernakel aufgehängt.

Etwas freilich feiern die Veranstalter natürlich auch die Geschichte ihrer 99 Katholikentage seit 1848. Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf bringt dazu eine Publikation heraus. Geplant sind zudem ein Festakt in der Leipziger Oper vor der Eröffnung und eine Geburtstagsgala - im Zoo. Ein bisschen exotisch sind Katholiken in der Diaspora eben schon.

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