"Keine Angst vor dem Faux-Pas"Neue katholische "Wanderakademie" zerstreut Scheu vor Muslimen

Klaudia Höfig (Foto: Walter Wetzler)

Berlin "Multi-kulti" auf katholisch gibt es seit bald fünf Jahren im "Internationalen Pastoralen Zentrum" (IPZ) in Berlin-Neukölln. Die kleine Einrichtung des Erzbistums Berlin mit dem anspruchsvollen Namen hat schon Bibelkurse, vielsprachige Gottesdienste und interkulturelle Dialoge angeboten und engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. Gefördert wird sie dabei vom Bonifatiuswerk, das katholische Einrichtungen und Initiativen in Minderheitenlage unterstützt. Mit einer "Wanderakademie" gibt das Zentrum in den kommenden Wochen Kirchengemeinden auch ganz praktische Tipps für den Umgang mit Muslimen.

Dafür ist IPZ-Leiterin Klaudia Höfig mit einem bunt gemischten Team in einer Reihe von Gemeinden in Berlin, Brandenburg und Vorpommern unterwegs, die Interesse an einem Besuch angemeldet haben. Begleitet wird die Theologin vom Islamwissenschaftler Thomas Würtz und der Islamreferentin Katrin Visse der Katholischen Akademie in Berlin, von der die Initiative zu dem Projekt kam. Auch der Neuköllner Andy Abbas Schulz, der sich als Vermittler der Kulturen bereits einen Namen gemacht hat, ist mit von der Partie, gewissermaßen als "Muslim zum Anfassen".

Um Berührungen ging es auch beim ersten Abend in der Kirchengemeinde Sankt Nikolaus im brandenburgischen Blankenfelde-Mahlow, wie IPZ-Chefin Höfig berichtet. "Darf man einer Muslima die Hand zum Gruß geben?" Die Frage stellt sich für einige Gemeindemitglieder ganz praktisch, seit sie sich für Flüchtlinge aus Syrien oder Afghanistan engagieren. Die eingeladenen Experten zerstreuten allzu große Ängste vor einem "Faux-Pas", einem falschen Schritt. Sie empfahlen: "Machen Sie einfach einen respektvollen Versuch, ob die Frau auch Ihnen die Hand gibt."

Auch beim Stichwort "Kopftuch" kam die Rolle der Frau zur Sprache. "Oft ist es für den einzelnen Muslim nicht einfach, religiöse Tradition und politische Instrumentalisierung auseinanderzuhalten", erklärten die Islam-Kenner. Sie rieten ihren christlichen Zuhörern auch in diesem Fall zur Zurückhaltung. "Überfordern Sie sich nicht damit, die großen Probleme zwischen Christen und Muslimen lösen zu wollen", betonte Klaudia Höfig. Sie ermutigte die Brandenburger Gemeinde, in ihrem Begegnungscafe einen Gebetsraum für muslimische Flüchtlinge anzubieten. "Im persönlichen Kontakt zeigen sich oft viele Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten zu praktischer Hilfe", zeigte sich die IPZ-Leiterin gewiss.