Vorhersagen erfüllen sich manchmal nicht – und das ist gut so. 13 Frauen machten sich mit z.T. gemischten Gefühlen angesichts der wirklich schlechten Wettervorhersagen Ende September auf nach Sassnitz, um in 7 Tagen über Rügen nach Stralsund zu pilgern. Der Birgittenweg ist ein sehr abwechslungsreicher Weg und so konnten wir erleben, dass auch Regen in dichtem Wald nicht viel ausmacht. Aber einerlei! Die grauen Vorhersagen bestätigten sich nicht, es galt die Überraschung von überwiegend Sonne und ein paar weniger Schauer dankbar anzunehmen.
Von Beginn an begleitete uns das Thema „Sehnsucht“. Die Fragen, was „Sehnsucht“ meint oder nach was wir uns – jede Einzelne – sehnen, dem Unterschied von Sehnsucht und Sucht nachspüren bis hin zum Horizont unseres Lebens: Gott, gingen wir im Außen wie im Innern einen intensiven Weg der Begegnung mit uns selbst, den Anderen, der Schöpfung und Gott.
Das Wunderbare war natürlich die offene Zeit, die jede hatte, die schöne Natur, das Schweigen und Gehen miteinander, die herzlichen Begegnungen. Von einer soll hier erzählt werden: „Nun, das geht ja gar nicht, dass Sie hier an unserer Mauer rasten! Sie müssen jetzt zu uns in den Garten kommen!“ Eine Dame lud uns resolut in ihren Garten ein, in dem ihr Mann bereits wartete. Dort wurden wir mit Tee und Kaffee und auch Toilette versorgt. Ein kleiner Platzregen konnte auf der Terrasse gut überstanden werden. Als Dankeschön wurde der irische Wandersegen gesungen und nicht nur wir zogen dann glücklich und zufrieden unserer Wege. Herzliche Begegnung en passen.
Mitunter mussten Zäune überstiegen und Bäche durchquert werden, da die Leitung die beständigen Veränderung in dieser Landschaft nicht immer voraussah! So kam es, dass die Gruppe mühsam ein Gatter überwand und die Letzte dann durch das unvermutet offene Tor daneben spazierte. Heiteres Lachen verband uns.
„Wer seinen Weg auf Gott ausgerichtet hat, ist schon auf dem richtigen Weg, gleich was noch ansteht“, sagt sinngemäß Sr. Domek, deren Buch die Grundlage der täglichen, kurzen spirituellen Impulse bildete. Morgens und abends gab es Gebet und Gesang und mitten in der Woche eine Wortgottesfeier in der Begräbniskirche in Garz. Wie sehenswert! Das große Gemälde der Künsterlin Vandemeer zur Hl. Birgitta und die Urnenbestattungen im Kirchenraum waren ein besonderes Erlebnis.
Es gäbe viel zu erzählen, aber wie das so ist mit Bildern: Übertragen in einen anderen Kontext verlieren sie an Farbe. Halten wir sie in uns wach, können sie noch lange lebendig bleiben.
Was bleibt von dieser Pilgerreise:
Manchmal sind es ganz konkrete Veränderungen, wenn einer etwas „aufscheint“, andere nehmen Impulse mit, vielleicht auch den Beginn einer neuen Richtung, die erst allmählich Einfluss auf den Alltag nimmt.
Was auf jeden Fall bleibt: dass jede Frau diese Zeit als überaus sinnvolle und dichte Zeit erlebte. Und das ist bei näherer Betrachtung wirklich etwas Besonderes. Wie viel Sinnloses tun wir sonst so am Tag ... wie viel Zeit wird leer mit noch mehr Leere gefüllt oder vollgestopft.
Trotz mancher Widerstände in der einzelnen Frau und mitunter auch in der Gruppe ist es eine dichte und sinnvoll erlebte Zeit, eine schöne Erfahrung von Alleinsein und Gemeinschaft. Schon da erfüllt sich also ganz konkret eine unserer tiefsten Sehnsüchte: die nach Sinn und damit in verborgener Form: die nach Gott. Eine Erfahrung, die in jeder von uns noch eine Zeit nachklingen wird.