SEIN. ANTLITZ. KÖRPER.Gut besuchte Ausstellungsreihe in St. Pius zu Ende gegangen

Kirchen öffnen sich der Kunst. Unter diesem Vorsatz hatten mehrere katholische wie evangelische Berliner Innenstadtkirchen im nun zurückliegenden Jahr ihre Tore der Kunst geöffnet. Gezeigt wurden zeitgenössische Exponate, die unter dem Leitmotiv ÜBER DAS SEIN, DAS ANTLITZ, DEN KÖRPER dem jeweiligen Kirchort entsprechend ausgewählt und installiert wurden. Nach verschiedenen Stationen in Berlin, Eisenach und Jerusalem war die Ausstellung über einen Monat lang in der Kirche St. Pius in Berlin-Friedrichshain zu besichtigen. Am 2. Dezember ist sie nun zu Ende gegangen.

Eröffnet wurde die Ausstellung in St. Pius mit einer Ökumenischen Vesper am 29. Oktober, bei der Jesuitenpater Prof. Dr. Friedhelm Mennekes sowie der EKD-Kulturbeauftragte Dr. Johann Hinrich Claussen ihre Überlegungen zum Verhältnis Kunst und Kirche in einer Duo-Predigt vor zahlreichen Anwesenden zum besten gaben. Die Ausstellung selbst zeigte unter anderem Arbeiten der Künsterlin Carina Linge sowie ein Fotografienzyklus von Julia Krahn, bei dem sie Menschen mit Behinderung künstlerisch darstellt. Unter dem Titel SchönerHeit und inspiriert vom biblischen Hohelied Salomos hinterfragen die Exponate Krahns übliche Schönheitsideale. Fortwährend zu sehen und zu hören waren ferner Gedankenassoziationen von sechs Persönlichkeiten zu verschiedensten Themen, die von Joachim Hake und Thomas Henke in Videosequenzen aufgezeichnet und arrangiert worden waren.

Einen zusätzlichen Höhepunkt durfte die Ausstellung mit einem Podiumsgespräch am 25. November erleben, zu der die Katholische Akademie Berlin geladen hatte. Über das Thema Einfach zeigen. Orte der Kunst jenseits des Spektakels diskutierte der Direktor des Kolumba Kunstmuseums des Erzbistums Köln Dr. Stefan Kraus mit dem Kurator der Ausstellungsreihe Alexander Ochs. Carina Linge sowie Georg Maria Roers SJ gewährten zudem Einblicke in ihre Arbeit an den Schnittstellen zwischen Kunst, Kultur und Kirche.
Neben den Gottesdienstbesuchern, die in der Ausstellungszeit wie gewohnt an den Sonn- und Werktagen die Liturgien in St. Pius mitgefeiert haben, konnte die Ausstellung insgesamt über 400 Personen zählen, die in die Kirche gekommen waren. Aus welchen Gründen kamen sie? Sicherlich nicht wenige wegen ihres Interesses an zeitgenössischer Kunst, andere aus Neugier, wieder andere aus Skepsis – und andere, weil sie einfach so eine offene und beleuchtete Kirche in der Berliner Innenstadt gesehen haben. „Ich wohne seit 30 Jahren hier in der näheren Umgebung und bin heute das erste Mal in die Kirche gegangen … Ja, ich werde es wohl wieder tun! Nicht nur wegen der Ausstellung, die wirklich schön ist! Macht nachdenklich!“, schrieb eine Besucherin in das Gästebuch der Ausstellung.
Es ist gut, dass sich die Kirchen der Kunst öffnen. Und manchmal öffnen sich zumindest einige durch die Kunst auch der Kirche. Im heutigen Deutsch nennt man das eine Win-win-Situation. Die nächste Ausstellungsreihe ist bereits in Planung.