„Jesus ist gegenwärtig“

Die „Nacht der Lichter“ im Greifswalder Dom. Foto: Anja Goritzka

Am 14. Mai vor 775 Jahren erhielt Greifswald das Stadtrecht. Das Jubiläum wurde vier Tage gefeiert. Auch die christlichen Gemeinden in der Altstadt beteiligten sich mit einer „Nacht der Kirchen“ und einem ökumenischen Gottesdienst.

„Es war mutig, drei so große Kirchen aus Stein – St. Jacobi, der Dom St. Nikolai, St. Marien – damals gleichzeitig zu bauen. Hier lebten ja nur 3000 bis 4000 Menschen“, meint Pfarrer i.R. Rainer Neumann am Rande des ökumenischen Gottesdienstes zu 775 Jahren Greifswald. Er war von 1993 bis 2003 Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Greifswald. Vor 25 Jahren hielt er die Predigt auf dem Greifswalder Geburtstag. „Damals noch in der Klosterruine Eldena.“

Heute stehen mehrere Vertreter christlicher Kirchen und Einwohner Greifswalds auf der Bühne mitten auf dem Marktplatz. Vor der gemeinsamen Predigt des katholischen Propstes für Vorpommern, Frank Hoffmann, und des Pastors der evangelischen Jacobigemeinde, Michael Mahlburg, kommen Menschen zu Wort, die im Alltag Ausgrenzung erfahren: Eine Mitte 20-jährige Studentin berichtet von Sexismus im Alltag und Phi Wilkening von der Angst, die ständig mitlebe, auch als Student in Greifswald. Phi ist eine transsexuelle und nichtbinäre Person. Doktorand Theo erzählt von seinem Engagement für den Klimaschutz bei der „Letzten Generation“. „Schon immer kommen Menschen in eine Stadt, weil sie sich ein gutes, lebenswertes Leben erhoffen“, sagt Propst Frank Hoffmann mit dem Verweis auf Jesus, der immer mit den Menschen ist. „Jesus ist in unserer Mitte gegenwärtig, auch für die nächsten 775 Jahre.“

Wie gegenwärtig der christliche Glaube in der Stadt Greifswald ist, konnten Interessierte schon am Freitag bei einer „Nacht der Kirchen“ erleben. Mit viel Musik luden die drei evangelischen Altstadtgemeinden und die katholische Kirche St. Joseph zum Verweilen ein. Den Auftakt machte aber die Vorstellung des europaweiten Kunstprojektes „Verkehrsschilder der Gerechtigkeit“ von Johannes Volkmann im Garten von St. Marien: Kinder gestalteten Verkehrsschilder mit Botschaften, die ihnen wichtig sind. Zehn Schilder sind nun an christlichen Orten in Greifswald zu entdecken. Die „Nacht der Lichter“ mit Gesängen aus Taizé zog am Abend viele Besucher in den Dom St. Nikolai. Gemeinsam waren die Gläubigen im Gebet und Gesang vereint. Ein gemeinsames Abendliedersingen mit dem Posaunenchor St. Jacobi und St. Marien in St. Jacobi bildete dann den Abschluss der kreativen und musikalischen Nacht der Kirchen.