Das Bistum unter dem Hakenkreuz

Unterzeichnung des „Reichskonkordats“ durch Kardinalstaatssekretär Pacelli und Vizekanzler von Papen im Vatikan, Juli 1933

Die Ratifizierung des umstrittenen Vertrages, von dem sich die Kirche Rechtssicherheit versprach, erfolgte am 10. September 1933. Am selben Tag verbot Propagandaminister Goebbels eine angekündigte Rundfunksendung über die Trauerfeiern für den verstorbenen Berliner Bischof Schreiber. Am 17. September hielt Nuntius Orsenigo in der Berliner Kathedrale einen Dankgottesdienst zum Konkordatsabschluß, und in einem Grußtelegramm an Reichskanzler Hitler versicherten Kapitularvikar Steinmann und Dr. Klausener namens der Katholische Aktion, „alle Kräfte für Volk und Vaterland einzusetzen“. Trotz gegenteiliger Erfahrungen, trotz Verboten von katholischen Verbänden und Repressionen gegen Regimegegner hoffte man noch, Hitler werde die in seiner Regierungserklärung vom 28. März 1933 gegebene Zusicherung einhalten, die Rechte der Kirchen zu respektieren.

Zum letzten Mal während der NS-Zeit kamen am 24. Juni 1934 etwa 60.000 Katholiken in Hoppegarten zum traditionellen Bistums-Katholikentag zusammen. Das Schlußwort sprach der Vorsitzende der Katholischen Aktion Dr. Erich Klausener.
Wenige Tage später, am 30. Juni, wurde Ministerialdirektor Dr. Klausener in seinem Dienstzimmer im Reichsverkehrsministe-rium von der Gestapo ermordet. Er war das erste Opfer der NS-Diktatur im Bistum Berlin.

Bischof Dr. Nicolaus Bares (1871-1935). In seiner kurzen Amtszeit als Bischof von Berlin vom Januar 1934 bis zu seinem Tod am 1. März 1935 setzte er sich gegen die zunehmenden Übergriffe des NS-Regimes zur Wehr. Vergeblich bemühte er sich im Auftrag der Fuldaer Bischofskonferenz um die Rettung katholischer Vereine, vergeblich forderte er von Hitler Aufklärung über den Mord an Klausener, vergeblich protestierte er gegen erste Beschlagnahmen des Kirchenblattes, vergeblich richtete er Protest an Hitler gegen das im Dezember 1934 ergangene Verbot öffentlicher Veranstaltungen der Kirchen.

Konrad Kardinal Graf von Preysing (1880-1950), seit 1935 Bischof von Berlin kämpfte bis zum Ende des NS-Regimes gegen Unrecht, Willkür und Verbrechen der Machthaber.

„Der gläubige Katholik steht in Deutschland unter Ausnahmerecht. Er muß Spott und Hohn, Unfreiheit und Bedrängnis für seinen Glauben dulden, ohne sich verteidigen zu können.“
(Bischof Preysing in seinem Adventshirtenbrief 1937)

.Bischof Preysing gehörte zu den fünf deutschen Bischöfen, die zu Beginn des Jahres 1937 zur Vorbereitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ in Rom weilten. Das Rundschreiben Pius XI. war eine öffentliche Anklage gegen die permanenten Konkordatsverletzungen seitens des NS-Regimes. Die Machthaber reagierten auf die am Palmsonntag 1937 in allen katholischen Kirchen Deutschlands verlesene Enzyklika mit Verhaftungen, Enteignung von Druckereien und einer Flut von antikirchlicher Propaganda.

Das Fortbestehen der katholischen Schulen schien durch das Konkordat gesichert. Doch unter dem 16. Juli 1936 ordnete der Preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung den Abbau der fünf katholischen höheren Schulen in Berlin mit Beginn des Schuljahrs 1937/38 an. Am 28. März 1941 verließen die letzten Abiturientinnen die Theresienschule. Unmittelbar nach Kriegsende wiedereröffnet und durch alliierten Beschluß sanktioniert, war die Theresienschule an der Schönhauser Allee in Ost-Berlin bis zur politischen Wende 1989/90 die einzige katholische Oberschule in der DDR.

In den 1933 bestehenden 95 katholischen Volksschulen, die größtenteils Jahrzehnte zuvor als Pfarrschulen gegründet worden waren, wurde seit 1936 die Erteilung des Religionsunterrichtes behindert, in den folgenden Jahren wurden alle Schulen in sogenannte Gemeinschaftsschulen umgewandelt.

(Arbeitsstelle für Zeitgeschichte, Ursula Pruß)