Beim Betreten des Raumes sehe ich ein Fragezeichen, das aus 14 Ballonlampen besteht. Mitten in der Kirche Sankt Hildegard in Frohnau hing in den letzten Wochen dieses große Fragezeichen von der Decke und reichte bis zum Boden. Noch Fragen?
Fragen haben wohl viele Menschen in diesen Tagen. Der Herbst unterstreicht manche Fragen und stimmt nachdenklich. In unserer Region erinnert er an die Vorläufigkeit und Vergänglichkeit. Nicht nur die Blätter fallen von den Bäumen. Die Wirtschaft schwächelt. Kriege nehmen kein Ende. Menschen machen sich Sorgen um Ihre Versorgung in Krankheit und Alter. Andere trauern um Menschen, die verstorben sind. Einige Wünsche bleiben unerfüllt. Hinter diesen Themen steht oft ein Fragezeichen: Warum ist das so und nicht anders? Wozu soll dies alles gut sein? Wie kommen wir daraus?
Wir erleben, dass gerade die Menschen, die seriös und ehrlich solche Fragen zulassen und nach Antworten suchen, zugeben: Wir wissen es auch nicht. Es gibt immer wieder Zeiten in der Geschichte, die mehr Fragen als Antworten anbieten. Unsere gegenwärtige Zeit gehört womöglich auch dazu. Entwicklungen haben uns teilweise überrollt, Erwartungen und Wünsche sich nicht erfüllt. Das ist so. Es hilft nichts, die Fragen, auf die es derzeit keine Antworten gibt, zu überhören. Auch hilft es nicht, vorzutäuschen, man wisse schon alle Antworten, wisse es besser als andere oder habe bereits die Lösungen für alle Probleme unserer Zeit. Stattdessen bringt es weiter, wenn Menschen gemeinsam nach Antworten und Lösungen suchen. Auch hilft es, gemeinsam zu experimentieren und Risiken einzugehen, um Antworten und Lösungen zu finden.
Was hätte Jesus dazu gesagt? Wahrscheinlich hätte er gesagt: Fragt! Fragt die Menschen und fragt Gott. Übrigens: Seine engsten Mitarbeiter, die sogenannten Apostel, haben sich nicht durch Wissen hervorgetan, sondern durch Fragen, die sie ihm gestellt haben.