Drei herausfordernde JahreStabsstellenleiter Markus Weber über den Weg der Entwicklungsphase

Nun wird es konkret auf dem Weg zu neuen Pfarreien im Erzbistum Berlin. Die ersten Pfarreien bilden Pastorale Räume. Markus Weber leitet die Stabsstelle des Erzbischofs „Wo Glauben Raum gewinnt“. Sie bildet die Schnittstelle zwischen dem Pastoralen Prozess in den Gemeinden und dem Erzbischöflichen Ordinariat, zwischen den Verantwortlichen vor Ort und Erzbischof Heiner
Koch. Mit Weber sprach Alfred Herrmann über die anstehende Entwicklungsphase.

Was erwartet die Beteiligten in den kommenden drei Jahren?

Mit der Entwicklungsphase beginnen die Pfarreien eines Pastoralen Raums gemeinsam mit den Orten kirchlichen Lebens einen geistlichen Prozess. Sie erarbeiten und treffen Entscheidungen zu pastoraler Ausrichtung und strukturellen Fragen. Das werden drei herausfordernde Jahre, geprägt von Fragen im Jetzt und Heute und der gemeinsamen Suche nach Antworten und Wegen für die Zukunft. Es gilt, Gutes zu bewahren, Neues zu versuchen, Grenzen zu überwinden, Abschied zu nehmen, Netzwerke zu bilden, den Glauben zu stärken, aber auch, die Ressourcen im Blick zu behalten.

Gibt es dabei einen Königsweg?

Ganz klar: Nein. Es gibt nicht einen Weg, sondern jeder Pastorale Raum muss seinen eigenen Weg suchen und gestalten. Das Erzbischöfliche Ordinariat wird dies begleiten und unterstützen. Ob sich jedoch ein Raum zu einem lebendigen Ort entwickeln wird, liegt in der Verantwortung der Menschen in den Orten kirchlichen Lebens und den Gemeinden vor Ort.

In der Entwicklungsphase soll ein Pastoralkonzept für die künftige, neue Pfarrei erstellt werden. Was ist das eigentlich?

Ein Pastoralkonzept ist eine schriftliche Vereinbarung, wie sich das Leben der Kirche in einer künftigen Pfarrei mit seinen Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens gestalten soll. Es stellt Fragen und enthält konkrete Projekte und Lösungsansätze im Kleinen wie im Großen: Wozu fordert das Evangelium uns als Kirche in unserem Pastoralen Raum heraus? Was will Gott von uns an dem Ort, an dem wir leben? Was bewegt die Menschen in unserem Umfeld? Welche Zielgruppen nehmen wir besonders in den Blick? Was werden Schwerpunkte unserer Arbeit sein? Welche Dinge werden wir nicht mehr tun? Wo suchen Menschen in unserer Umgebung nach Hilfe, nach Stärkung im Glauben? Wie wollen wir Menschen im Glauben begleiten? Wie können sich Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens vernetzen?

Und was soll in einem solchen Konzept stehen?

Ein Pastoralkonzept sollte möglichst konkret formuliert sein, um eine notwendige Arbeitsgrundlage für ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter zu bilden. Es macht Aussagen zur Zusammenarbeit und Umsetzung der Schwerpunkte unter Berücksichtigung der personellen und materiellen Möglichkeiten. Die enthaltenen Ziele müssen überprüfbar sein und in Zukunft weiterentwickelt werden können. Aus meiner Sicht muss Sehen, Urteilen und Handeln das Grundprinzip des Konzeptes sein!

Erarbeitet wird dieses Zukunftspapier vor Ort im Pastoralen Raum. Möglichst viele Personen sollen daran beteiligt werden. Wie wird das möglich?

Im ersten Jahr der Entwicklungsphase wird ein sogenannter Pastoralausschuss gebildet, in dem der Austausch zwischen den Pfarreien und den Orten kirchlichen Lebens stattfindet. Dort werden alle Absprachen und Entscheidungen über relevante Themen des Pastoralen Raums auf die neue Pfarrei hin getroffen. Im Pastoralausschuss sind Vertreter der Pfarreien und der Orte kirchlichen Lebens, alle Akteure kirchlichen Lebens präsent: Pfarreien, muttersprachliche Gemeinden, die Caritas, Kitas, katholische Schulen, Orden, Religionslehrkräfte, katholische Krankenhäuser und Senioreneinrichtungen, Vertreter der Ökumene, Kirchenmusik, Vertreter der Jugend. Im Pastoralausschuss bildet sich die Vielfalt eines Pastoralen Raums ab.

Gibt es weitere Gremien?

Ja, aus dem Pastoralausschuss bildet sich eine Steuerungsgruppe. Sie koordiniert die Entwicklungsphase vor Ort, sammelt Ergebnisse und bereitet Entscheidungen vor. Sie besteht aus dem Leiter der Entwicklungsphase, dem Verwaltungsleiter sowie vier gewählten Vertretern des Pastoralausschusses, darunter mindestens zwei ehrenamtliche Mitglieder.

Was unterscheidet die Pfarrei der Zukunft von den Pfarreien von heute?

Die zukünftige Pfarrei lebt als Pastoraler Raum. Die Vielfalt von Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens sorgt für ein anderes, ein neues Miteinander. Die bisher gekannten Rollenbilder des pastoralen Personals werden sich stark verändern und die Charismen des Einzelnen werden eine neue Bedeutung erhalten. Auch die gemeinsame Verantwortung von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern wird sich neu gestalten.

Wo liegen in Zukunft die zentralen Herausforderungen für die Pfarreien?

Die künftigen Pfarreien bestehen aus Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens. Sie arbeiten in einem Netzwerk zusammen und gestalten die Pastoral. Darin liegen Chance und Herausforderung. Denn es gilt, eine Pfarrei in Bewegung zu sein, nicht still zu stehen, sondern sich immer wieder neu den wesentlichen Fragen der Zeit zu stellen. „Was bleiben will, muss sich ändern“, steht auf einem Plakat in meinem Büro. Es wird notwendig sein, diese Dynamik – Pfarrei, Gemeinde, Ort kirchlichen Lebens – zu leben und Veränderung als etwas Positives und Erneuerndes wahrzunehmen.