Vollkommener Ablass im Heiligen Jahr
Für unseren heutigen Sprachgebraucht ist das Wort ‚Ablass‘ für manche Ohren etwas sperrig. Das sagt aber nichts darüber aus, wie eng die eigene Bindung zur katholischen Kirche und zum Glaubensleben ist.
„Irgendwie hat das doch etwas mit Beichte zu tun“, mag man sich denken. In der Tat gibt es eine Verbindung zwischen Ablass und Sündenvergebung. Aber was genau ist ein Ablass und wie erhalte ich diesen? Besonders, wenn man im Heiligen Jahr 2025 einen vollkommenen Ablass erhalten kann, ohne dafür nach Rom zu reisen.
Was ist eine Sünde?
Die Sünde ist ein Verstoß gegen die Vernunft, die Wahrheit und das rechte Gewissen; sie ist eine Verfehlung gegen die wahre Liebe zu Gott und zum Nächsten. (KKK 1849).
Was ist der Unterschied zwischen Ablass und Sündenvergebung?
Seinen Ursprung hat der Ablass im 11. Jahrhundert, doch spätestens seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts gibt es eine Reglementierung, wie erlangt werden kann.
Ein Ablass ist nicht die Sündenvergebung. Die Sündenvergebung kann mit der Beichte erlangt werden. Der Ablass ist ein Nachlass der zeitlichen Sünden und meint die Wiedergutmachung eines Schadens. Es geht um ein Heilen von Wunden in der Gottesbeziehung.
In den Alltag übertragen könnte ein Vergleich helfen: Wenn im Museum ein Schild steht ‚Bitte nicht berühren‘ und ich tue dies dennoch, wobei die Vase zerbricht, so kann ich aufrichtig um Entschuldigung bitten. Diese wird mir ggf. auch gewährt (= Beichte & Lossprechung). Das ersetzt jedoch nicht den – materiellen und immateriellen – Schaden (= zeitliche Sündenstrafe). Hier greift im Weltlichen die Haftpflichtversicherung. Im Seelischen werden die „Kosten“ der Sünde, die bis in Jenseits wirken können, von der Kirche durch den Ablass getilgt. Natürlich sind Vergleiche immer nur Hilfskonstruktionen.
Was muss ich tun, um einen Ablass zu erhalten?
Voraussetzung: Getauft und nicht exkommuniziert sowie im Stand der Gnade (‚frisch gebeichtet und von der Sünde losgesagt‘) die Heilige Kommunion empfangen und gemäß den Intentionen des Papstes beten. Das Gebet in den Anliegen des Heiligen Vaters bleibt dem Einzelnen überlassen, aber ein Vaterunser und ein Ave Maria – Gegrüßet seist Du, Maria – werden empfohlen.
Wichtig ist die innere Haltung, von dieser Sünde abzulassen.
Neben dem Durchschreiten der Heiligen Pforten in Rom, gibt es auch im Erzbistum Berlin durch den "frommen Besuch heiliger Stätten" die Möglichkeit, einen vollkommenen Ablass zu erhalten.
Hierzu zählen Wallfahrten zu den Basilicae minores (Sankt Hedwigs-Kathedrale, Johannesbasilika, Rosenkranzbasilika) oder den Wallfahrtsorten des Erzbistums (Maria Frieden, Berlin-Tempelhof / Christian-Schreiber-Haus, Alt-Buchhorst / Maria Meeresstern, Sellin, Rügen). Ebenso die Teilnahme an Wallfahrten, die im Erzbistum Berlin angeboten werden.
Einen vollkommenen Ablass kann man auch durch Ehrenamt und Taten der Buße erlangen. Der Vatikan zählt einige Möglichkeiten auf:
- Verzicht auf Ablenkungen wie soziale Medien oder Fernsehen für mindestens einen Tag pro Woche
- Echtes Fasten
- Eine angemessene Geldsumme für die Armen spenden
- Unterstützung religiöser oder sozialer Werke, insbesondere zur Verteidigung des Lebens
- Unterstützung alter Menschen, Armer, Jugendlicher in Schwierigkeiten und verlassener Kinder sowie anderen Schutzbedürftigen
- Ehrenamtliches Engagement im Dienst der Gemeinschaft
Kann ich auch mehrere Ablässe erhalten?
Ablässe für Werke der Barmherzigkeit können laut Dekret während des gesamten Jubiläumsjahres mehrmals, auch täglich, empfangen werden.
Im Heiligen Jahr sind ausnahmsweise zwei Ablässe am Tag möglich. Der zweite Ablass ist jedoch nur zu Gunsten von Verstorbenen möglich.
Was ist, wenn ich nicht mobil bin?
Auch für alte und kranke Menschen, Menschen im Gefängnis und selbst für Verstorbene kann man einen Ablass erhalten. Wenn sie aus „schwerwiegenden Gründen nicht in der Lage sind“, sich als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung auf den Weg zu machen, ist auch ein geistiges Pilgern möglich. So können sie beispielsweise einen Fastentag einlegen. Hierfür rät der Heilige Vater, einen Tag lang auf soziale Medien zu verzichten. Aber auch die Werke der Barmherzigkeit sind Wege der inneren Wallfahrt.
Im persönlichen Gebet verbinden sie sich so mit allen, die sich im Heiligen Jahr auf den Weg machen und bilden mit ihnen ein Netzwerk der Nächstenliebe, dem sie Sich vertrauensvoll anschließen können. Denn auch im Heiligen Jahr gilt: Wer Glaubt, ist nicht allein.