Inbesitznahme der Titelkirche

„Ich komme wieder, aber nicht in dieser Jahreszeit! Das will ich Ihnen und mir nicht antun!“ mit diesen Worten verabschiedete sich ein sichtlich erschöpfter Kardinal Woelki von der Gemeinde seiner römischen Titelkirche. Schon in zivil war es beinah unerträglich heiß, wie viel mehr noch muss der Berliner Erzbischof in Soutane und Messgewand geschwitzt haben. Es war am Ende eines sehr herzlichen Empfangs für ihn, seine Familie und Freunde und eine kleine Gruppe aus Berlin, in der römischen Gemeinde San Giovanni Maria Vianney. Die Gemeinde liegt am östlichsten Rand von Rom, vom Petersdom in etwa so weit entfernt wie Alt Buchhorst von der Hedwigs-Kathedrale. Berührungsängste waren keine zu spüren, zumal Kardinal Woelki die Heilige Messe in Italienisch feierte und auch auf Italienisch predigte. Gemeinsamkeiten stellte der Kardinal durch den Patron der Kirche, den Heiligen Pfarrer von Ars heraus, den er auch persönlich seit langer Zeit sehr verehrt. Ein solches Glaubenszeugnis zur Erneuerung der Kirche sei auch heute gefragt, so Woelki in seiner Predigt.

Die Titelkirche des Berliner Erzbischofs liegt in einem der östlichen Vororte von Rom, außerhalb des Autobahnrings. Der Katholikenanteil in der Bevölkerung liegt weit über 90%, 650 Kinder kommen zur Katechese. Allerdings ist der Stadtteil Borghesiana weit davon entfernt, eine Insel der Seligen zu sein. Armutsmigration ist dort ein fast genauso drängendes Problem wie in Teilen von Berlin.

San Giovanni Maria Vianney ist eine offene und einladende Gemeinde geblieben, die dem Kardinal einen herzlichen und feierlichen Empfang bot, ein wenig Stolz war zu erkennen, dass man zum ersten Mal überhaupt Titelkirche ist und dann noch dem jüngsten der Kardinäle aus der deutschen Hauptstadt zugewiesen wurde.

Die „Inbesitznahme“ der Kirche durch ihren „Pfarrer“ Woelki war sicherlich nur der Anfang für weitere Kontakte, Besuche und Beziehungen.