Zufrieden in der zweiten Reihe

Vor 40 Jahren wurde Wolfgang Weider zum Bischof geweiht, vor fast 65 Jahren zum Priester. Etwa die Hälfte seiner Priesterjahre erlebte er mit der Berliner Mauer. Foto: Walter Wetzler

Am 25. März feiert Weihbischof Wolfgang Weider den 40. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Der 89-jährige Ruheständler ist bis heute dankbar für die positiven Veränderungen, die das Zweite Vatikanische Konzil gebracht hat.

Eigentlich könnte der emeritierte Berliner Weihbischof Wolfgang Weider von seiner Wohnung aus am Gemeindegottesdienst der Pfarrei „Hl. Familie“ teilnehmen, denn ein Fenster in seiner Wohnung ermöglicht ihm einen wunderbaren Einblick in die Pfarrkirche. Hier wird er auch am „Fest der Verkündigung des Herrn“, dem 40. Jahrestag seiner Bischofsweihe, um 19 Uhr den Dankgottesdienst feiern.

Doch sein regelmäßiger Gottesdienstort ist die nahe gelegene Kapelle der Karmelitinnen des St. Josefsheimes in der Berliner Pappelallee. Mit zunehmendem Alter wird auch dies beim Stehen und Gehen immer mehr zu einem Problem. Als das damalige Seniorenheim aus Brandschutzgründen geräumt werden musste, ahnte noch niemand, dass sich gerade hier am Wirkungsort des seligen Petro Werhun ein Refugium für die heutigen Flüchtlinge aus der Ukraine ergab. Der Selige wirkte während der Nazizeit in diesem Haus als Ukraine-Seelsorger und starb 1957 in sibirischer Verbannung.

Seit 1995 wohnt Weihbischof Weider hier sehr zurückgezogen und blieb es auch, als er 2009 mit 77 Jahren aus dem aktiven Dienst trotz mancher Gottesdienstvertretung ausschied. Mit drei anderen Priestern im Ruhestand und dem Ortspfarrer wohnt er in der Pfarrei am Prenzlauer Berg in guter Harmonie.

Vor dem Umbau der Kathedrale war er jede Woche einmal in St. Hedwig bei der heiligen Messe und im Beichtstuhl anzutreffen und danach auch in St. Josef am Wedding. Dass ihm der Totalumbau der Bischofskirche nicht leicht gefallen ist, wird sicher niemanden verwundern.

Eisernes Priesterjubiläum steht bevor
Wenn der Weihbischof im Dezember 65 Jahre im priesterlichen Dienst steht, hat er von diesen Jahren jeweils knapp die Hälfte mit der Mauer und die andere Hälfte ohne die Mauer erlebt. Während der Zeit der Teilung durfte er als Weihbischof dreimal im Monat die Diözesanbischöfe Meisner und Sterzinsky bei ihren Tagesbesuchen in den Westteil der Stadt begleiten. Dabei lernte er die verschiedenen Diözesangremien sowie die Priester und bei den Firmungen auch die Gemeinden aus dem Westteil mit ihren Chancen und Problemen kennen. Nach dem Fall der Mauer zeigte sich, dass einige Gemeinden, die getrennt worden waren, wieder zusammen fanden, andere aber nicht.

Ein wichtiger Kontaktpunkt des Weihbischofs zu den Diensten der Laien war die Ausbildung und Begleitung der Diakonatshelfer oder Gottesdienstbeauftragten, wie sie später genannt wurden. Bei zunehmendem Priestermangel wurde ihr Dienst immer wichtiger. Manche Berufung zum Ständigen Diakonat, die er auch begleitet hat, ist daraus gewachsen.

Die ersten Amtsjahre des Neupriesters Wolfgang Weider fielen in die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils. Seine Priesterweihe durch Bischof Döpfner erfolgte noch vor dem Mauerbau in St. Josef am Wedding mit fünf Diakonen nach vorkonziliarem Ritus. Dabei legte ihm der spätere Kardinal Bengsch als junger Priester mit anderen Mitbrüdern aus dem Diözesanklerus die Hände auf und begeisterte ihn später durch seine Predigten und Vorträge für die Umsetzung des Konzils.

Die Ernennung zum Weihbischof hat Wolfgang Weider nach 25 Priesterjahren völlig überrascht und auch etwas erschreckt, weil er von der Wahl eines anderen geeigneten Mitbruders überzeugt war. Das Wort Mariens „Was er euch sagt, das tut“ war ihm eine Hilfe, dieser Berufung zu folgen. Er selbst fühlte sich nicht als ein sogenannter „Alpha- Typ“ und hat auch nie darunter gelitten, ständig als Episcopus auxiliaris (Hilfsbischof) in der zweiten Reihe bleiben zu müssen.

Die Einheit mit der Gesamtkirche wahren
Bei der Frage nach notwendigen Veränderungen in der Kirche zeigt er sich zurückhaltend. „Ich habe in den letzten 65 Jahren bereits so viele positive Veränderungen – auch hinsichtlich der Stellung der Frau in der Kirche – erlebt, dass ich unter der jetzigen Situation nicht leide. Eigentlich könnte ich mir alle Aufgaben in der Kirche von Frauen besetzt vorstellen – nur nicht das Weiheamt, weil das letzte Konzil den Ordo als ein einziges Sakrament mit Diakonat, Presbyterat und Episkopat bestätigt hat und die letzten drei Päpste einhellig erklärt haben, dass sie kraft ihres Amtes keine Vollmacht besäßen, auch Frauen die Priesterweihe zu spenden.

Als er nach einem Wunsch für den künftigen Weg der Kirche gefragt wird, bittet er, bei allen Veränderungen die Einheit mit der Gesamtkirche zu bewahren und die Tradition des Glaubensgutes (depositum fidei) niemals aus dem Blick zu verlieren.