Weihbischof mit Besonnenheit, Weisheit und Mut Ein Nachruf auf Wolfgang Weider

Vor einundvierzig Jahren traf ich hier in Berlin zum ersten Mal in meinem Leben Weihbischof Wolfgang Weider. Die Umstände unserer Begegnung waren nicht ganz gewöhnlich.

Ich war zusammen mit einem Salesianerkollegen aus der damaligen Tschechoslowakei nach Berlin gekommen, um von Bischof Joachim Meisner geheim die Priesterweihe zu empfangen. Monsignor Weider war zu diesem Zeitpunkt erst seit einem Jahr sein Weihbischof und hatte, wie sich herausstellte, keine Kenntnis von diesen Aktivitäten seines Ordinarius.

Wir haben den Bischof nicht zu Hause angetroffen. Man sagte uns, der Bischof sei gerade nach Rom gereist, um seinen Kardinalshut zu erhalten, und es sei nicht sicher, wann er zurückkehren würde, vielleicht in einer Woche!

So lange konnten wir nicht warten, also drängten wir Bischof Weider, uns zu weihen! Der Weihbischof schien sehr überrascht und sagte uns, dass so etwas an der Kurie nicht gemacht wird ... Später gestand er uns, dass er uns für Provokateure hielt, die von der „Stasi“, der Staatssicherheit, zu ihm geschickt worden waren, um ihn zu kompromittieren.

Er vertraute uns der Obhut von Pater Hans Rupprecht an und fuhr selbst nach West-Berlin, um seinen Ordinarius in Rom über eine sichere, nicht abgehörte Telefonleitung über besondere Gäste im Ordinariat zu informieren. Der Kardinal beruhigte ihn, dass alles in Ordnung sei und dass die Angelegenheit im Voraus mit ihm abgesprochen worden war. Er habe lediglich vergessen, seinen Weihbischof vor seiner Abreise darüber zu informieren. Da er in Rom sei, solle Bischof Weider die Weihe vornehmen.

Und so waren die ersten Weihekandidaten des Weihbischofs in Berlin zwei geheime Ordensleute aus der Tschechoslowakei. Seitdem habe ich Weihbischof Weider mehrmals getroffen. Das letzte Mal begegnete ich ihm im vergangenen Jahr im Altersheim in Berlin.

Lieber Wolfgang,
besonders die Erinnerung an unsere erste Begegnung, bei der du deine Besonnenheit, aber auch deine Weisheit und deinen Mut gezeigt hast, wird in meinem Herzen für immer lebendig bleiben. Es sind Eigenschaften, die so wichtig sind für diejenigen, die mit der Aufgabe betraut sind, andere in der Kirche zu führen. In den letzten Jahren deines Lebens hast du ohne zu murren das Kreuz deiner Krankheiten, deiner schwindenden Kräfte und der Probleme, die du in deiner Diözese wahrgenommen hast, getragen.

Ich glaube, dass du bereits im Haus unseres himmlischen Vaters bist. Vielleicht nicht nur, um die wohlverdiente ewige Ruhe zu empfangen nach einem Leben voller Arbeit und Aufopferung deiner selbst. Ich glaube auch, dass du im Himmel bist, damit das Beispiel deines treuen Dienstes und deine Fürsprache für uns Lebende ein Licht und eine Kraft sein kann. Hier auf Erden hast du in den letzten Jahren mit Schmerz, aber auch mit tiefem Glauben auf die Glaubenskrise reagiert, die sich in der Welt und in deinem Heimatland ausbreitet.

Ich vertraue darauf, dass du nun mehr Gelegenheiten haben wirst, uns allen, besonders aber deinen bischöflichen Mitbrüdern in Deutschland, einen Geist des festen Glaubens, einen Geist der Weisheit und des Mutes zu erbitten. Möge die Gemeinschaft mit Jesus Christus, für den du gelebt und dem du dein ganzes Leben lang treu gedient hast, dir eine bleibende Belohnung und Freude sein.

Ruhe in Frieden.

Amen.