Mit Steinen von vielen Menschen geschaffen Erzbischof Koch weiht neuen Altar

Fotos: Walter Wetzler

Umgeben von Baugerüsten steht in der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale ein neuer Altar: Am Mittwoch wurde er von Erzbischof Heiner Koch feierlich geweiht. An seiner ungewöhnlichen Herstellung wirkten Menschen aus aller Welt mit.

Mitschnitt Gottesdienst

Ein zentrales Projekt beim Umbau der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale ist vollendet: Am Mittwoch weihte Erzbischof Heiner Koch den neuen Altar in der Mitte seiner Bischofskirche, die derzeit saniert und umgestaltet wird. In Form einer Halbkugel entstand der Altar aus kleinen Steinen, die vor allem Menschen aus dem Bistumsgebiet in Berlin, Brandenburg, Vorpommern und Sachsen-Anhalt beisteuerten, aber auch Menschen aus vielen anderen Ländern.

Vor eineinhalb Jahren hatte der Erzbischof die rund 370.000 Mitglieder des Erzbistums aufgerufen, mit Steinen, die für sie selbst von Bedeutung sind, ihr Leben symbolisch in den neuen Altar einzubringen. Sie wurden anschließend einem Gemisch aus Sand, Kies und Weißzement beigefügt, aus dem der Altar entstand. Aus demselben Material wurde auch das Lesepult in der Form eines Quaders geschaffen, an dem im Festgottesdienst am Mittwoch biblische Texte vorgetragen wurden.

In seiner Predigt sagte Koch, die Gestalt dieses Altars mache Gemeinschaft erfahrbar. Dort seien Steine von Menschen vereint, "die von Freude wie auch von Trauer und Leid erzählen". Einige davon stammten aus der Ukraine, aus Israel und Palästina, aus dem Iran und dem Irak. Der Erzbischof betonte, dass sich auch Mitglieder anderer Kirchen an der Aktion beteiligt haben. Nach Angaben des Erzbistums hatten bis zu 2.000 Menschen Steine für das Projekt abgegeben.

An dem Gottesdienst nahmen der Botschafter von Papst Franziskus in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, Erzbischof Gintaras Grusas aus Vilnius (Litauen) sowie Vertreter anderer christlicher Konfessionen teil. Bei der Weihezeremonie salbte Koch den neuen Altar mit Chrisam; ein Olivenöl mit Essenzen, das auch bei Taufen verwandt wird.

In eine Öffnung des Altars setzte der Bischof zudem einen silbernen Reliquienbehälter mit Knochenfragmenten der heiligen Hedwig von Schlesien (1174-1243) ein, nach der die Kathedrale benannt ist. Koch würdigte sie als Brückenbauerin zwischen Deutschen und Polen. Ihre Sorge für Arme und Kranke sei Maßstab und Herausforderung auch für die Christinnen und Christen von heute.

Nach dem Umbauentwurf für die Kathedrale des Architekturbüros Sichau und Walter sowie des Wiener Künstlers Leo Zogmayer steht der zwei Tonnen schwere Altar im Zentrum des Rundbaus. Mit seiner Form einer Halbkugel soll er die Kuppel der Kathedrale optisch ergänzen. Seiner Bestimmung übergeben wurde der neue Altar auf den Tag genau 250 Jahre nach der Weihe der ersten Hedwigskirche. Seit der Gründung des Bistums Berlin 1930 ist sie die Kathedrale (Bischofskirche).