Zwei „neue“ Dominikaner leben seit kurzem im Konvent St. Paulus der Predigerbrüder in Berlin Moabit: Christoph Urban Wichmann OP und Justinus Grebowicz OP gehen zwar im Alltag unterschiedlichen Aufgaben nach, doch wissen sie sich gemeinsam im hl. Dominikus verwurzelt.
Lieber Pater Christoph, lieber Frater Justinus, Ihre Schritte innerhalb des Dominikanerordens haben Sie aus Worms und Wien nach Moabit geführt. Was konsequent ist in Ihrer Ordensgemeinschaft, die es als Chance sieht, mobil zu sein auf dem Berufungsweg. Spontan nachgefragt - Welche Fähigkeit fällt Ihnen ein, die Sie vom vorigen Wohnort mitbringen und als neue Konventsmitglieder in Berlin einsetzen möchten?
PCW: Spontan fällt mir "positiv neugierig“ ein: Ich komme hierhin als Mensch, der Lust hat, neue Orte, neue Leute und auch neue Aufgaben kennenzulernen. Das bringe ich nicht erst seit Worms mit, wo ich im Noviziat der Dominikaner gelebt habe. Sondern das ist mir geradezu in die Wiege gelegt: Als Kind des Ruhrgebiets faszinieren mich bunte und vielfältige Kieze. Und da merke ich jetzt schon, in Berlin, in Moabit lässts sich gut leben. Hier will ich positiv neugierig bleiben, ich freue mich auf viele Begegnungen in der Pfarrei, in der Stadt, im Erzbistum.
FJG: Da klingen mir direkt die Worte eines Mitbruders aus Wien in den Ohren, wo ich im Studentat der Dominikaner gelebt habe. Er bezeichnete mich als „Mönch“ oder „Soldat“ (schmunzelt). Ihm ging es damit um Ernsthaftigkeit, Zuverlässigkeit und Geradlinigkeit – drei Qualitäten, um die ich mich tatsächlich bemühe! Zwar versuche ich im Glaubensleben klar zu sein, doch zugleich offen für die Menschen, denen ich in Berlin begegne. Ja, man kann mit mir auch Pferde stehlen – solange man mit ihnen nicht übers Ziel hinausspringen will.
Und an welchem Ort können Menschen Ihnen zukünftig im Berliner Alltag begegnen, was werden Sie dort tun?
FJG: Nach den Jahren des Theologiestudiums und einigen Monaten in einer Pfarrei in Wien kann und will ich hier in der Pfarrseelsorge voll durchstarten. Natürlich bleibe ich als Ordensmann im Kloster präsent und bin beim Stundengebet, der Messe, Andachten und Projekten in der Kirche St. Paulus anzutreffen, wozu ich hier gerne herzlich einlade. Aber hier und dort werde ich auch an anderen Orten dieser großen und lebendigen Gemeinde Berlins auftauchen, um meinen Dienst als Dominikaner und Diakon zu tun.
PCW: Im Vergleich dazu bin ich eher "Exot“: Nach 16 Jahren Gemeindeseelsorge im Bistum Essen bin ich hier nicht vorrangig als Gemeindepriester tätig. Ich darf Sozialmanagement (M.A.) studieren. Zusätzlich arbeite ich als Referent der Geschäftsführung bei Hedi Kitas, dem Kita-Zweckverband im Erzbistum Berlin, der gerade aufgebaut wird. Meine Mitbrüder unterstütze ich in der Gemeinde-Seelsorge daher seltener als Justinus. Aber wenn Sie das fremde Gesicht im weißen Habit nicht einordnen können, sprechen Sie mich einfach an - ich beiße nicht.
Bringen Sie bereits einen Wunsch mit, den Sie sich in Berlin erfüllen möchten?
PCW: Über Jahre hatte ich ein Abo für die Philharmonie in Essen, da bin ich in Berlin natürlich musikalisch auch an der richtigen Stelle. Ein großer Wunsch wurde mir bereits erfüllt: Zum Geburtstag bekam ich eine Karte für das Neujahrskonzert 2024 mit dem Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Joana Mallwitz geschenkt. Es darf auch mal ein außerkirchliches Ereignis sein… (lacht).
FJG: Mein Wunsch in dieser Stadt voller Überraschungen? Ich fühle mich wirklich wohl hier - Und das sage ich als gebürtiger Sauerländer, der eher ländlich aufgewachsen ist! Natürlich erkenne ich in Berlin durchaus Herausforderungen; aber ich nehme die „Challenge“ an und fordere meinerseits Berlin mit dem Wunsch heraus: Zeige mir einen öffentlichen, leicht erreichbaren Ort, wo die Ruhe und Schönheit der Natur mich zum Verweilen einladen!
Wir danken Ihnen für Ihre offenen Antworten. Noch kurz als PS: Was nehmen Sie von hier aus in den Blick für Ihren eigenen spirituellen Weg?
FJG: Hier beginnt für mich nach meiner Zeit im Studentat ein neuer Abschnitt auf meinem Lebensweg. In der Nachfolge Jesu gehen die Lehrjahre zwar nie zu Ende, aber ich merke, wie sich meine Rolle verändert, wie sich etwas im Umgang mit der Gemeinde füllt, das über mehrere Jahre vorbereitet wurde. Das ist ein großartiges Gefühl. Schritt für Schritt darf ich neue Bereiche in der Seelsorge kennenlernen, einüben und übernehmen, sowie mich auf die Priesterweihe Anfang April vorbereiten.
PCW: Im Dominikanerorden folgt auf das Noviziat traditionell das Studentat. Diese drei Jahre verbringe ich in Berlin. Ich versuche weiter in die Gemeinschaft zu wachsen und prüfe meine Berufung zum Ordenspriester. Ich erhoffe mir viel Stärkung, aber auch Auseinandersetzung, sodass am Ende der Studentats-Zeit eine gute Entscheidung zustande kommt - für den Orden und für mich.
Dafür Ihnen beiden alles Gute in Berlin!