Christliche Studenten kritisieren Uni

Ziegler, Mathematikprofessor und Präsident der FU Berlin. Foto: imago/Tagesspiegel

Tut die Freie Universität Berlin zu wenig gegen Antisemitismus? Das jedenfalls behauptet der Ring Christlich-Demokratischer Studenten – und fordert nach einer Gewalttat gegen einen jüdischen Studenten ein Umdenken.

Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) hat der Freien Universität Berlin (FU) in einer Stellungnahme unzureichende Handlungsbereitschaft in Zusammenhang mit den jüngsten antisemitischen Vorfällen vorgeworfen.

Die Debatte hatte sich entzündet, nachdem der jüdische FU-Student und pro-israelische Aktivist Lahav Shapira (30) vor einer Bar von einem Kommilitonen (23) verprügelt worden sein soll. Mit Knochenbrüchen im Gesicht wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Shapira ist der Enkel des bei den Olympischen Spielen in München 1972 von palästinensischen Terroristen ermordeten israelischen Leichtathletik- Trainers Amitzur Shapira. In der pro-palästinensischen Szene gilt er als „gewaltbereiter Provokateur“ und „rechter Zionist“.

Die Universitätsleitung unter Prof. Günter Ziegler entgegnete auf Forderungen, der mutmaßliche Angreifer müsse exmatrikuliert werden, ihr fehle dazu die rechtliche Befugnis. Stattdessen verhängte sie ein dreimonatiges Hausverbot. Vor dem Akademischen Senat verteidigte sie anschließend „die Richtigkeit“ ihres Vorgehens. Die Universität könne nicht „die Rolle von Polizei und Staatsanwaltschaft übernehmen“, so Ziegler.

Finja Schürmann, Gruppenvorsitzende des christlichen Studentenverbands an der FU Berlin, sieht darin eine fehlende Bereitschaft zur selbstkritischen Reflexion: „Wenn alle richtig gehandelt haben: Wie konnte es zu einer dermaßen zugespitzten antisemitischen Ideologie an der Uni bis hin zu Gewalttaten wie jüngst kommen?“

Laut Felix Thiesen, stellvertretender Bundesvorsitzender des RCDS, brauche es einen „Kulturwandel“ an der Hochschule: „Angesichts der ernsten Lage fordern wir ein klares Bekenntnis zur Bekämpfung von Antisemitismus, das über bürokratische Maßnahmen hinausgeht und präventive Bildungsarbeit einschließt. Es ist an der Zeit, dass die Universitätsleitung zeigt, dass sie die Tragweite dieser Herausforderung versteht und bereit ist, konkrete Schritte zu unternehmen.“

Der RCDS, mit 8000 Mitgliedern der größte und älteste Studentenverband Deutschlands, hatte bereits am 8. Februar die gesamte Universitätsleitung zum Rücktritt aufgerufen. Ein Ergebnis der Ereignisse steht bereits fest: Wie der Senat bekanntgab, soll die Exmatrikulation von Studenten in Berlin wieder eingeführt werden.