Ein Garten zum Verweilen

Peter Kiesewetter und Gundula Morcinek vor den Kreuzwegbildern. Foto: Andrea von Fournier

Moderne Kreuzweg-Darstellungen sind bis Ende Juni am Begegnungszentrum  Müncheberg zu sehen. Die Ausstellung gehört zum Bibelgarten, mit dem die katholische St. Hedwig-Gemeinde sich zur Stadt hin öffnet.

Gundula Morcinek und Peter Kieswetter stehen vor den Kreuzwegbildern im Bibelgarten des Gemeinde- und Begegnungszentrums Müncheberg. Seit Beginn der Fastenzeit hängen die modernen Kreuzwegbilder an der Außenwand des Gemeindezentrums. Der Förderverein hat ein Begleitheft zur Ausstellung erworben. Vorstandsmitglied Gundula Morcinek überlegt mit Peter Kiesewetter, der die Aktivitäten des Gemeindezentrums koordiniert, wie man dieses kleine Meditations- und Gebetsbüchlein den Besuchern zugänglich machen könnte.

Die beiden stehen im „Bibelgarten“, einem mit Stauden und Gehölzen angelegten Ruheplatz vor dem 2021 eingeweihten katholischen Gemeindehaus. Bald wird es hier so richtig grünen und blühen. Zwischen Lavendel, Lilien, Farn und Rosen sind am gemulchten Rundweg Bänke aufgestellt, die nicht nur die Christen, sondern alle Müncheberger und Gäste zum Verweilen einladen.

Das neue Zentrum sollte ein offenes Haus mit breiten Angeboten für Christen und Nichtchristen der Region sein, war schon bei den ersten Planungen klar. Ein Vorgarten könnte eine niederschwellige Verbindung zur Stadt zu schaffen, war die Idee. Gärten zur Veranschaulichung biblischer Inhalte gibt es weltweit. Nicht überall werden sie wie hier mit Ausstellungen kombiniert. Seit 2020 plant und gestaltet eine kleine „Bibelgartengruppe“ das Gelände.

Pilatus mit Oberhemd und Armbanduhr

Über 60 Pflanzen wachsen inzwischen, alle gut gepflegt und haltbar beschriftet. Über QR-Codes können Smartphone-Nutzer sich digital durch den Garten führen lassen. Wer möchte, kann auch eine „echte“ Führung bei Gundula Morcinek anfragen. Mehrere Gruppen hat sie schon begleitet und freut sich immer wieder über Rückmeldungen von rastenden Spaziergängern oder wartenden Eltern, die ihre Kinder aus der katholischen Kita im Haus abholen. „Das ist aber ein schöner Ort!“, hört sie öfter von zufällig vorbeikommenden Touristen.

Sei Eröffnung des Gartens gab es hier schon zwei Ausstellungen. Die Kreuzweg-Schau der Künstlerin Sylvia Vandermeer hatte Gundula Morcinek in Binz entdeckt. Nachdem sie der Kirchengemeinde ihre Idee vorgestellt hatte, erfragte sie bei der Künstlerin zunächst die nötigen Bildrechte an einer anderen Bilderreihe, der „Modernen Madonnen“.

Eine ansässige Druckerei machte die Bilder wetterfest, und im Mai 2023 konnten die Madonnenbilder in Müncheberg gezeigt werden. Die Kunstwerke hängen so, dass Passanten sie rund um die Uhr betrachten können. „Das Prinzip ,wetterfest‘ bleibt“, entschied die Gemeinde. Im Advent hing eine Weihnachtsausstellung zu den fünf Weltreligionen. Rechtzeitig zur Passionszeit sind nun die „Kreuzweg“-Bilder an der Wand. Wie bei anderen Arbeiten der in Binz und Wien lebenden Künstlerin werden biblische Themen in zeitgenössischen Zusammenhang gestellt. Ihr Kreuzweg zeigt heutige Menschen, an Kleidung, Frisur und Gesten erkennbar, so wie der Mann mit aufgekrempelten Hemdsärmeln am Waschtisch, der für die Station „Jesus wird zum Tod verurteilt“ steht.

Er betrachtet sich beim Händewaschen im Spiegel, obwohl neben ihm ein Mann steht, der offensichtlich am Arm festgehalten und fortgeführt wird. Der trägt eine Dornenkrone, von der aus Blut über seine Stirn tropft. Der Mann am Waschbecken sagt nichts, lässt es einfach geschehen, dass sein Nebenmann abgeführt wird. Mit modernen Bildern sei die Assoziation für viele Betrachter einfacher, sagt Gundula Morcinek. Peter Kiesewetter fügt hinzu, dass auch im Mittelalter Kreuzwegsszenen mit damals „modernen“ Gewändern gemalt wurden. Durch die goldfarbenen Akzente, die Sylvia Vandermeer in ihren Bildern setzt, seien sie für ihn ungewöhnlich und ausdrucksvoll. Die Mitstreiter der „Bibelgartengruppe“ haben bewusst keine Erklärungen an die Bilder geheftet, damit jeder seine Zwiesprache mit ihnen halten kann.

Kontakt:
Telefon 033432 / 388
Buch: Sylvia Vandermeer u. a.: Der Kreuzweg unseres Herrn. Andacht, Meditation, Gebet; Books on Demand; Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8423-5823-2, Preis: 7,90 Euro