Eine böse Wundertüte

Was Außenstehenden kurios erscheinen mag, könnte für die Potsdamer zum Ärgernis werden: Überreste des historischen, lange mit einer Plane überspannten Treppenhauses, das auf dem Grundstück übrig blieb. Foto: Beate Schmidt

Im Zuge des Baus ihres neuen „Katholischen Hauses“ hat die Gemeinde St. Peter und Paul Potsdam eine faustdicke Überraschung erlebt: TreppenhausÜberreste auf dem Grundstück könnten ein Fall für den Denkmalschutz sein.

Überreste eines Treppenhauses aus dem 18. Jahrhundert in einer Baulücke verursachen der Potsdamer Gemeinde St. Peter und Paul erhebliche Kopfscherzen. Denn genau an diesem Standort in der Gutenbergstraße im Holländischen Viertel soll das neue Gemeindezentrum entstehen.

Deshalb arbeitet das mit der Planung beauftragte Architekturbüro van Geisten Marfels derzeit noch mit zwei Entwürfen, wie am vergangenen Wochenende bei einem Informations- und Mitgestaltungsworkshop in der Babelsberger St. Marienschule den 30 Interessierten erklärt wurde: einer mit eingearbeiteter Treppe, einer ohne. Klar wurde: Das unbequeme Treppenhausrelikt könnte sich erheblich auf Gestaltung, Kosten und Bauzeit des Gemeindezentrums auswirken.

Die Potsdamer hoffen deshalb darauf, dass die Denkmalschutzbehörde sich nachsichtig zeigt – und das wenig attraktiv erscheinende Treppenrelikt beseitigt oder zumindest „verrückt“ werden darf. Noch im März soll die Entscheidung fallen.

Potsdamer wollen offenes Zentrum

Der Grundansatz ist klar: Die Potsdamer Katholiken wünschen sich ein helles, offenes Gebäude. Der geplante Name „Katholisches Haus“ unterstreicht den Anspruch der Gemeinde, als Christen in die Stadtgesellschaft hinein zu wirken. „Das ginge baulich gesehen deutlich einfacher, wenn das Treppenhaus nicht mehr dort stünde“, erklärte Beate Schmidt, Pfarreiratsvorsitzende der Pfarrei Allerheiligen Potsdamer Land. In Zusammenhang damit stehen auch umfangreiche Arbeiten am komplizierten Potsdamer Untergrund: Hohes Grundwasser und Torf verlangen vermutlich Pfahlgründung.

Doch nicht nur nur von dem ungebetenen „Treppenrelikt“ sind die Potsdamer überrascht worden. Ein schwerer Schlag für das Unternehmen war auch der plötzliche Tod von Kirchenvorstand Martin Vogel im März 2023. „Als Fachanwalt für Baurecht verfügte er natürlich über großen Sachverstand, den man ohne weiteres nicht ersetzen kann“, sagte Beate Schmidt. Vogel war es, der im Vorfeld viele Gespräche mit dem Erzbischöflichen Ordinariat (EBO) und Stadt geführt hatte.

Um den Verlust fachlich halbwegs aufzufangen, ist Teamarbeit gefragt. So wurde der „Ausschuss Gutenbergstraße“ einberufen, in dem Beate Schmidt, vier Mitglieder des Kirchenvorstand sowie Bauingenieur Michael Franz und Norbert John als Mittler zwischen Architekturbüro und Kirche arbeiten. Hier laufen alle Fäden zusammen, Firmen werden beauftragt, Entscheidungsvorlagen für den Kirchenvorstand gefertigt.

Gestaltungsbeirat soll ganze Pfarrei einbeziehen

Auch an anderer Stelle sind die Potsdamer wichtige „Hausaufgaben“ angegangen. Denn als das Bauvorhaben bekannt wurde, kam Kritik auf. Die anderen Gemeinden der – zum Zeitpunkt der Bekanntgabe noch in der Entstehung befindlichen – „Großpfarrei“ Potsdamer Land fühlten sich zu wenig eingebunden, teils auch vor vollendete Tatsachen gestellt. Um dem künftig entgegenzuwirken, wurde ein Gestaltungsbeirat ins Leben gerufen. „Dort kann sich jeder mit seinen Ideen, Wünschen, Anregungen und Sorgen einbringen und zu Wort melden“, sagte Beate Schmidt. Die Ergebnisse der fünf Treffen und Workshops wurden in die Gemeinden und den Ausschuss weitergeleitet.

Uta Maaz, Gemeinderätin von St. Antonius im Stadtteil Babelsberg, hat mit Blick auf die Kommunikation in den letzten Wochen und Monaten eine Verbesserung festgestellt. „Seit es diese Workshops gibt, fühle ich mich mehr mitgenommen. Die Architekten sind sehr auskunftsfreudig, der Bauausschuss bemüht sich, alle Fragen zu beantworten, und der Moderator des EBO ist sehr hilfreich“, sagt sie.

Von den Treffen erhofft sie sich weitere Synergieeffekte mit den Nachbarn der Potsdamer Innenstadt. „Wir würden uns wünschen, dass wir bei der Konzeption der zukünftigen Aktivitäten und Raumnutzungen als ganze Pfarrei denken und planen“, sagte Uta Maaz. In Babelsberg sei der Platz durchaus vorhanden, gerade seitdem nach Pfarrer Christoph Karlsons Berufung nach Berlin- Zehlendorf kein Hauptamtlicher mehr vor Ort ist. In den vergangenen anderthalb Jahren sei Babelsberg zunehmend Schwerpunktstandort der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinden im Potsdamer Stadtgebiet geworden. „Vielleicht findet man gemeinsame Wege“, hofft sie.

Ähnlich sahen es bei dem Workshop Karola Rosa und Karin Buchholz aus der Gemeinde St. Cäcilia Michendorf. „Wir sind nicht verbittert, nehmen es an, wie es ist“, sagte Karola Rose. Karin Buchholz ergänzt: „In der Vergangenheit ist kommunikativ nicht alles gut gelaufen. Aber ändern kann man es nicht mehr. Deshalb schauen wir nach vorn.“ Im Herbst soll der Bauantrag eingereicht, ein halbes Jahr später hoffentlich bewilligt sein. Im Sommer 2025 möchte man mit dem Bau beginnen. Zwei Jahre später soll das „Katholische Haus“ stehen. In der Zwischenzeit soll die Nutzung geplant werden. Alle Beteiligten hoffen, dass die alte Treppe dabei keine Rolle mehr spielt.