Mit den Heiligen unserer ZeitDie Salvatorschule in Berlin unterstützt drei indische Schulen

Verstanden sich prima: deutsche und indische Schüler. Foto: Gunnar Lammert-Türk

Seit fünf Jahren unterstützt die Berliner Salvatorschule indische Schüler. Nun kamen von den drei Partnerschulen Gäste zu Besuch – Anlass genug für ein internationales Gemeindefest in Maria Gnaden.

Die berühmte Speisung der Fünftausend war das Thema des Evangeliums am vergangenen Sonntag, ein Text, der häufig als Inspiration für solidarisches Handeln verstanden wird. So wurde er auch beim Freiluftgottesdienst im Pfarrgarten von Maria Gnaden in Berlin-Reinickendorf gedeutet. Aus gutem Grund, nahmen an dem Gottesdienst doch Gäste aus drei indischen Schulen teil, die von der Gemeinde und der nahe gelegenen Salvatorschule unterstützt werden.

Unterstützt werden die indischen Schulen auch vom Hermann- Josef-Kolleg Steinfeld und vom Salvatorkolleg Bad Wurzach, die wie die Berliner Salvatorschule von Salvatorianern gegründet wurden oder geleitet werden. Gemeinsam haben sie 2013 den Verein GIPP – German-Indian-Partnership Programme – ins Leben gerufen. Als Ausdruck der Verbundenheit mit den indischen Gästen zelebrierte Pfarrer Leszek Bartuzi von Maria Gnaden die Messe gemeinsam mit den indischen Salvatorianern Bruder Noble und Bruder Benny, den Leitern zweier der indischen Partnerschulen.

Reiches Programm mit Austausch und Besichtigung

An den Tagen zuvor hatten die indischen Gäste ein reichhaltiges Programm absolviert. Neben den Salvatorianern gehörten zur Gruppe die Venerini-Schwestern Shiny, Leiterin einer Schule für blinde Kinder, und Treesa, Oberin des Venerini-Odens von ganz Indien, vier Schüler und zwei Lehrerinnen. Vom Hermann-Josef- Kolleg in Steinfeld nach Berlin gekommen, tauschten sie sich hier an der Salvatorschule intensiv mit Lehrern und Schülern aus, trafen sich mit den Gemeindemitgliedern von Maria Gnaden, besuchten den Bundestag und andere wichtige Orte der Stadt.

Nach der Messe war Gelegenheit zum Verschnaufen und zum Weiterspinnen der bereits aufgenommenen Gesprächsfäden. Das taten Gäste und Gastgeber intensiv und ungezwungen. Die indischen Jungen und Mädchen alberten und plauderten mit den deutschen. Die indischen Lehrerinnen und Ordensleute sprachen mit den Eltern der Gastfamilien, den deutschen Priesterkollegen und den Lehrern der Salvatorschule. Dabei ging es auch um die Weiterführung der bisherigen Zusammenarbeit.

Ihren Anfang genommen hat sie 2011, als ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation missio bei der Berliner Salvatorschule anfragte, ob sie sich nicht an einem Besuch der indischen Salvatorschulen beteiligen wolle. So kam es zunächst zum Kontakt zur Christ Jyoti School in Nagaon im Bundesstaat Assam, die hauptsächlich von Hindus und Moslems besucht wird. Deren Gelände ist zugleich ein Zufluchtsort für die wenigen Katholiken der Gegend, die immer wieder Opfer der Gewalt werden, die zwischen Muslimen aus Bangladesh und heimischen Hindus im Kampf ums Überleben entsteht. Im benachbarten Bundesstaat Meghalaya zeigten die Salvatorianer den Berliner Gästen ihre mitten im Dschungel gelegene Schule in Laitkynsew.

Das Leben der vorrangig von Christen bewohnten Region, die mit schwerer Armut ringen müssen, wird durch die Abholzungsmaßnahmen internationaler Konzerne bedroht, die dort Bodenschätze fördern. Und schließlich lernten die deutschen Gäste die Blindenschule in Guwahati, auch im Bundesstaat Assam, kennen, die die Venerini-Schwestern unterhalten. Sie unterrichten auch die Mädchen an der Christ Jyoti School in Nagaon.

Die deutschen Partner unterstützen die indischen, indem sie das Schulgeld für 45 arme Kinder der Dschungelschule von Laitkynsew und der Christ Jyoti School bereitstellen. Davon werden die Schuluniform, die Schulbücher, die Kosten für den Schulbus, eine warme Mahlzeit pro Tag und die fälligen Prüfungsgebühren gezahlt. Für die Blindenschule haben sie einen Strom-Generator und Unterrichtsmaterialien finanziert. Neben der materiellen Unterstützung spielt der fachliche und menschliche Austausch eine große Rolle. Dafür war der Besuch der indischen Gäste eine wichtige Station. Ihre deutschen Partner sind immer wieder beeindruckt davon, wie sie es schaffen, in einer von religiöser und kultureller Vielfalt, aber auch Spannung und von schwerer Armut geprägten Welt Inseln des Friedens und der sozialen Ermutigung zu schaffen.

„Wir wollen einander die Hände reichen“

Insbesondere mit Blick auf die Arbeit der Venerini-Schwestern in der Blindenschule meint der Vorsitzende des Vereins GIPP, Andreas Heise, Lehrer für Geschichte und Religion an der Berliner Salvatorschule: „Das sind für mich die Heiligen unserer Zeit.“ Von ihnen für den eigenen Glauben und das eigene soziale Engagement zu lernen, ist ihm wichtig. Und so sprach er zum Beginn der Messfeier den Wunsch aus: „Wir wollen die Hände von den deutschen Gemeinden zu den indischen reichen.“