13. Sonntag im JahreskreisSonntag, 26. Juni 2011

Eröffnung: GL 872 „Fest soll mein Taufbund“

Die Freiheit in der Kirche
Es kann sein, dass jemand ununterbrochen kirchliche Vereinsaktivitäten ausübt und doch kein Christ ist. Es kann sein, dass jemand nur einfach aus dem Wort und dem Sakrament lebt und die aus dem Glauben kommende Liebe übt, ohne je in kirchlichen Gremien erschienen zu sein, ohne sich je mit kirchenpolitischen Neuigkeiten beschäftigt, ohne Synoden angehört und darin abgestimmt zu haben – und dennoch ein wahrer Christ ist. Nicht eine menschlichere Kirche brauchen wir, sondern eine göttlichere, dann wird sie auch wahrhaft menschlich werden. Und darum muss alles Menschengemachte in der Kirche sich in seinem reinen Dienstcharakter erkennen und zurücktreten vor dem Eigentlichen.

Die Freiheit, die wir uns von der Kirche und in der Kirche mit Recht erwarten, kommt nicht dadurch zustande, dass wir das Mehrheitsprinzip in ihr einführen. Sie beruht nicht darauf, dass sich möglichst viele gegen möglichst wenige durchsetzen. Sie beruht darauf, dass niemand seinen eigenen Willen den anderen auferlegen darf, sondern alle sich gebunden wissen an Wort und Wille des Einen, der unser Herr und unsere Freiheit ist.

In der Kirche wird es dann eng und stickig, wenn ihre Amtsträger vergessen, dass das Sakrament nicht Zuteilung von Macht ist, sondern Enteignung meiner selbst für den, in dessen »persona« ich reden und handeln soll. Wo aber der je größeren Verantwortung die je größere Selbstenteignung entspricht, da ist niemand des anderen Knecht; da waltet der Herr und da gilt: »Der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit« (2 Kor 3,17). Je mehr Apparat wir machen und sei es der modernste, desto weniger ist Platz für den Geist, desto weniger ist Platz für den Herrn und desto weniger ist Freiheit.

Ich meine, wir sollten unter diesem Gesichtspunkt in der Kirche auf allen Ebenen eine schonungslose Gewissenerforschung beginnen. Auf allen Ebenen müsste dies sehr reale Konsequenzen haben und eine »ablatio« mit sich bringen, die die eigentliche Form wieder erscheinen ließe und uns allen das Gefühl der Freiheit und des Daheimseins ganz neu zurückgeben könnte.

Joseph Kard. Ratzinger 1990 in Rimini

Gebet

Zur Vorbereitung auf den Besuch von Papst Benedikt XVI.

Gott, du Vater aller Menschen,
Ursprung und Ziel unseres Lebens.
Du hast uns zu deinem Volk berufen
und begleitest deine Kirche auf ihrem
Weg durch die Zeit.

Wir gehen diesen Weg
in tiefer Verbundenheit mit
unserem Papst Benedikt,
den du zum Nachfolger
des Apostels Petrus erwählt hast.

Öffne ihm die Herzen der Menschen
und stärke unseren Glauben durch
seinen Dienst.
Lass die Tage seines Besuches für unser Land
ein Segen werden.

Schenke deiner Kirche Glaube, Hoffnung
und Liebe.
Erneuere sie durch den Heiligen Geist
und vollende durch sie das Werk deines Sohnes,
unseres Herrn Jesus Christus.

Amen.