BZ-Kolumne

Der Streik zeigt: Unsere Arbeit tun wir nicht nur für uns selbst

Streik ist nicht schön. Vor allem nicht für den, der darunter leiden muss, weil der Müll nicht weg gebracht wird, weil die Kita zu ist oder die Bahn nicht fährt. Und besser wäre es, wenn es keinen Streik bräuchte.

In der Kirche gilt der so genannte Dritte Weg, das heißt, Arbeitnehmer und Arbeitgeber handeln in gleichberechtigt besetzten Kommissionen – gewissermaßen an einem Tisch – die Konditionen und Tarife gemeinsam aus. Beamte dürfen auch nicht streiken.

Aber für alle anderen ist Streik ein gutes Recht, für das die Arbeitnehmer in Deutschland und weltweit lange gekämpft haben. Das soll ihnen auch nicht genommen werden, dafür bin ich selbst bereit, Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Und das gilt auch dann, wenn Krankenhäuser bestreikt werden sollen. Ich vertraue darauf, dass niemand Menschenleben gefährdet, um Streikziele durchzusetzen. Und ich vertraue darauf, dass – wie bisher in jedem Streik – die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt.

Der Streik zeigt aber noch etwas anderes, gerade wenn es um Dienstleistungen geht: unsere Arbeit tun wir nicht nur für uns selbst, wir tun sie für andere, wenn wir pflegen, betreuen, unterrichten, wenn wir Busse, Bahnen oder Flugzeuge lenken. Jeder Beruf ist nicht nur Gelderwerb, er ist auch Berufung, für Andere da zu sein.

Der Streik sensibilisiert uns vielleicht ein wenig für das, was dahinter steht: Ich mache meine Arbeit für meinen Nächsten, aber natürlich auch für mich selbst, weil sie mir Sinn in meinem Leben gibt und weil ich davon mein Leben bestreiten kann unter möglichst guten Bedingungen. Und um letzteres geht es in Tarifverhandlungen, manchmal gehört Streik eben auch dazu.

„Wer arbeitet hat ein Recht auf seinen Unterhalt.“ Mt 10,10 heißt es in der Bibel. Aber es heißt dort auch: „Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn.“ Kol 3,23. Jeder der arbeitet, leistet in diesem Sinne auch einen Beitrag für seine Mitmenschen.