BZ-Kolumne

Papst Benedikt XVI.

Mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI., für den heute in Rom der Trauergottesdienst gefeiert wird, verbinden mich viele Erinnerungen.

Von Beginn meines Studiums an waren mir seine theologischen Schriften vertraut. Persönlich habe ich ihn kennengelernt während meines Studienaufenthalts in Rom. Damals – noch Kardinal und ,, Chef“ der Glaubenskongregation – kam er einmal in der Woche in unser Kolleg, um mit uns die Heilige Messe zu feiern und anschließend zu frühstücken. Gern erinnere ich mich an manche gute Gespräche, die sich dabei ergaben.

Anlässlich meiner Weihe zum Bischof hat mir Benedikt XVI. ein Brustkreuz überreicht, das ich heute noch trage.

Besonders gut ist mir sein Besuch in Deutschland im Herbst 2011 im Gedächtnis, der ihn auch nach Berlin führte. Es war für mich ein ganz besonderes Jahr, da ich nach dem Tod von Kardinal Sterzinsky verantwortlich diesen Besuch mit vorbereiten durfte.

In seiner viel beachteten Rede vor dem Bundestag mahnte er eine „Ökologie des Menschen“ an: „Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann“, so Benedikt vor den Abgeordneten. Damals viel zitiert und noch heute aktuell.

Der Gottesdienst im Berliner Olympiastadion mit 61.000 Mitfeiernden war ein eindrucksvolles Fest des Glaubens. Es wurde deutlich, dass Berlin keineswegs eine ,,gottlose“ Stadt ist, sondern eine Stadt mit viel christlichem Engagement und zahlreichen Glaubenszeugen, die besonders in der Zeit des faschistischen Terrors für ihren Glauben mit ihrem Leben bezahlt haben.

Die Amtszeit von Papst Benedikt war keine leichte Zeit. Sie war auch geprägt von dem furchtbaren Missbrauchs- und Vertuschungsskandal, in den er als früherer Erzbischof von München mit hineingezogen wurde.

Trotzdem bleibt Benedikt für mich ein bedeutender Papst, ein-großartiger Theologe und ein bescheidener Mensch, der Glaube und Vernunft wieder zusammenbringen wollte. Und durch ihn war Deutschland – zumindest eine Zeit lang – immerhin Papst.