BZ-Kolumne

Touristen

Wenn wieder einmal irgendwo in der Stadt eine Baustelle eröffnet wird, kann man fast schon sicher sein: das wird ein Hotel werden! Die offene Frage ist nur: Luxushotel, gehobener Standard oder einfaches Hostel?

Und tatsächlich scheint die Rechnung aufzugehen. Berlin ist zu einem Touristenmagneten geworden. Die Einen kommen zum Berlin-Marathon, die Anderen für die „Gesichter der Renaissance“ oder die Berliner Philharmoniker. Wieder Andere wegen des Brandenburger Tors oder des Checkpoint Charlie, des Ku‘damms oder des Potsdamer Platzes. Und mittlerweile gibt es sogar Reiseangebote, welche die kirchliche Seite Berlins zeigen sollen – eben wie man als Christ in einer solchen vielgestaltigen Metropole lebt und überleben kann.

Das alles ist eine gute Nachricht für Berlin, denn es spricht für unsere Stadt und für die Menschen, die hier leben. Und nur eine gastfreundliche Stadt darf sich mit Recht „Weltstadt“ nennen.

Allerdings gibt es auch Touristen, die nur „einen draufmachen“ wollen, die nach Kreuzberg oder in andere Szenebezirke pilgern, um das „alternative Leben“ kennen zu lernen oder das dort lebende „menschliche Panoptikum“ zu besichtigen. Mancher Berliner fühlt sich in seiner Stammkneipe oder auf seinem Wochenmarkt schon fast wie im Zoologischen Garten. Nicht wenige empfinden das – vorsichtig formuliert – als Herausforderung. Und wenn man dann noch von Exzessen hört, die sich manche Angereiste oder gar Krawalltouristen leisten, werden tatsächlich Grenzen überschritten.

In der Bibel steht geschrieben: „Gewährt jederzeit Gastfreundschaft!“ (Röm 12,13). Aber Jesus sagt auch: „Was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen.“ (Lk 6,31).

Als Tourist freue ich mich, wenn ich freundlich empfangen werde, wenn man mir den Weg zeigt oder sogar einen guten Tipp gibt. Touristen sind willkommene Gäste – und das verpflichtet: zur Gastfreundschaft, aber eben auch zu gewissen Umgangsformen.