Gottes Segen!

Festgottesdienst zur Gründung der Pfarrei Heilige Drei Könige Nord-Neukölln Erzbischof Heiner Koch feiert die hl. Messe zur Neugründung der Pfarrei Heilige Drei Könige Nord-Neukölln und ernennt Pfarrer Martin Kalinowski zu deren Pfarrer

Mittlerweile gibt es sechs neue Pfarreien im Erzbistum Berlin, allein in diesem Jahr sind vier gestartet. St. Bernhard und St. Otto im Norden des Bistums, St. Josef Treptow-Köpenick und Heilige Drei Könige in Nord-Neukölln haben einiges anlässlich ihrer Neugründungen geplant.

Gemeinsame Zukunft in Nord-Neukölln

Menschengrüppchen laufen am 12. Januar durch Berlin-Neukölln. Aus allen Richtungen treffen sie  in der katholischen Schule St. Marien ein. Ungewöhnlich, denn es ist Sonntag, kein Unterricht. Auch der Altersschnitt ist spürbar höher als das hier sonst der Fall sein mag: Alle Altersgruppen kommen herbei.

Die Menschen wollen zum Festgottesdienst zur Gründung der Pfarrei Heilige Drei Könige Nord-Neukölln. Denn die Gemeinden St Christophorus, St. Clara und St. Richard haben den Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ vollständig durchlaufen und schließen mit der Neugründung die Entwicklungsphase ab. Offizielles Gründungsdatum von „Heilige Drei Könige“ und drei weiteren Pfarreien im Erzbistum war zwar schon der 1. Januar, aber der feierliche Gottesdienst in Neukölln mit Erzbischof Heiner Koch folgt heute.

Durch den Eingangsbereich kommen die Mitfeiernden in die moderne, in heller Holzoptik gehaltene Turnhalle der Marienschule. Um den in der Mitte aufgestellten Altar sind in fünf Reihen Schulstühle aufgestellt. Die Kirchenchöre von St. Clara und St. Christophorus und der Chor der Marienschule gestalten den Gottesdienst mit, außerdem spielt die Band „herrlicher“. Auch Trompeten und Solo-Gesang verheißt der Liedzettel. Alle Plätze sind besetzt, außen herum sammeln sich noch viele jüngere Familien, deren Kinder den Freiraum der Turnhalle nutzen, sogar die Empore ist voll besetzt.

Der Gottesdienst beginnt mit dem Lied: „Seht ihr unseren Stern dort stehen, helles Licht in dunkler Nacht.“ Währenddessen zieht eine lange Prozession ein, angeführt von Sternsingern und Ministranten, gefolgt von den Priestern der neuen Pfarrei – unter ihnen Pfarrer Martin Kalinowski – aus der Bistumsleitung sind Monsignore Hansjörg Günther und Prälat Stefan Dybowski dabei – und natürlich Erzbischof Heiner Koch. In ihrer Begrüßung sagt Monika Laßmann aus dem Pfarreirat: „Nach einem langen gemeinsamen Weg gehen wir nun in einer Pfarrei mit drei Gemeinden in eine gemeinsame Zukunft.“ Die Vielfalt der Glaubenswege in dieser Pfarrei sehe man als Schatz, das gewählte Patronat sei Auftrag, sich auf den Weg zu machen, bezieht sie sich immer wieder auf die Weisen aus dem Morgenland.

Die Menschen, die hier zusammen feiern, sind nur ein kleiner Teil der 19.800 Katholiken der neuen Pfarrei. Das Gebiet von Heilige Drei Könige ist städtisch geprägt und umfasst 17,6 Quadratkilometer. In der Pfarrei gibt es mit den Kirchen St. Anna, St. Christophorus, St. Clara, St. Eduard und St. Richard fünf Gottesdienstorte.
Seine Predigt eröffnet der Erzbischof, indem er als erstes die Sternsinger anspricht: „Verehrte Majestätinnen und Majestäten, liebe Schwestern und Brüder, das fängt ja gut an“, sagt er. Wer diesen Satz sage, denke dabei vielleicht: Na, wer weiß, wie es ausgeht. Und so legt Berlins Oberhirte ausgehend vom Johannes-Prolog – „Im Anfang war das Wort“ – oder, wie es im Griechischen heißt, der „logos“, was neben Wort auch noch „Sinn“ bedeuten kann, dar, was er sich für diese neue Pfarrei, die ganz am Anfang steht, erhofft: Dass sie auf die Heiligen Drei Könige schaut, sich auf den Weg macht, nicht allein geht „zu den Menschen, die uns brauchen“. In diesem Sinne wünscht er „einen guten Anfang“.

Dann folgt der eigentliche Akt der feierlichen Pfarreigründung: Der Erzbischof verliest erst die Urkunde, in der die Aufhebung der bisherigen Pfarreien und die Errichtung der neuen festgeschrieben ist, danach die Ernennungsurkunde für Pfarrer Kalinowski. Der Pfarrer bekommt vom Erzbischof die Taufschale, die Beichtstola, die heiligen Öle und das Evangeliar überreicht. Danach legt er seine Hände auf den Altar. So wird er mit der Spendung der Sakramente beauftragt.

Anschließend stellt der Pfarrer das Pastoralteam vor. Er lädt alle Ehrenamtlichen ein, ihre Bereitschaft zur Übernahme ihrer Aufgaben in der Pfarrei gemeinsam mit den Hauptamtlichen vor der Gemeinde zu bekunden. Und so ist es eine große Anzahl von Menschen, die versprechen, den Dienst in Gemeinschaft mit dem Erzbischof auszuüben, dem Glauben zu dienen, die frohe Botschaft zu verkünden. Schließlich erneuert die versammelte Gemeinde ihr Taufbekenntnis, und Pfarrer Kalinowski besprengt sie mit Weihwasser.
Nun folgt der letzte offizielle Akt des Gottesdienstes: Die Gremien und Orte kirchlichen Lebens der Pfarrei werden benannt – und diejenigen der Anwesenden, die dazu gehören, stehen bei der Nennung auf. Zu den Orten kirchlichen Lebens gehören neben der Marienschule auch zahlreiche caritative Einrichtungen, Niederlassungen von Orden und geistlichen Gemeinschaften, vier Kitas, das Internationale Pastorale Zentrum und ein Friedhof. Von der Schar derer, die am Ende stehen, zeigt sich der Erzbischof beeindruckt: „So viele Engagierte, das ist nicht selbstverständlich.“

Vor dem Schlusssegen gibt es noch Geschenke: Die bisherigen Pfarrkirchen bekommen jeweils eine Plakette mit den Heiligen Drei Königen und einer Landkarte von Nord-Neukölln; außerdem erhalten die drei Gemeindekirchen aus der Holzwerkstatt der Marienschule jeweils die gleichen Figuren der Heiligen Drei Könige.
Nach dem feierlichen Segen und einem lauthals geschmetterten „Großer Gott, wir loben dich“, folgt der Empfang, der noch in der Turnhalle mit zwei Grußworten beginnt. Zunächst staunt der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel, dass die Kirche „so viele Menschen in eine Halle bekommen hat zum Vollzug eines Verwaltungsakts“. Das zeige, dass es in Wirklichkeit um viel mehr gehe, um einen tieferen Sinn. Diesen Sinn habe die katholische Kirche auch für den Bezirk, mit ihren vielen Ehrenamtlichen und dem Glauben, der Heimat gebe und für Stabilität in der Gesellschaft sorge. In einem weiteren Grußwort lobt Pfarrer Christian Nottmeier, der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Neukölln, die guten ökumenischen Beziehungen vor Ort.

Im Anschluss bleibt die Gemeinde noch zu einem fröhlichen Empfang mit Essen und Trinken zusammen. Pfarrer Kalinowski freut sich, befragt nach seinen Gefühlen, vor allem darüber, dass „manche Doppelstrukturen jetzt wieder in ein normales Maß kommen“. Dass die Pfarrei bereits sehr gut zusammengewachsen sei, führt er darauf zurück, dass man schon seit 2006 gemeinsam unterwegs sei: „Und seit 2010 haben wir auch schon ein gemeinsames Sekretariat.“ Daher sei der Prozess nicht so schmerzhaft gewesen.

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Festlicher Empfang im Rathaus Köpenick

Auch in den anderen neuen Pfarreien gibt es feierliche Eröffnungen. St. Josef in Treptow-Köpenick war sogar schon eine Woche früher dran als Heilige Drei Könige, am 5. Januar. „Uns war es wichtig, dass alle mit einbezogen sind“, erzählt Pfarrer Matthias Laminski. Das Pfarrgebiet ist mit 126 Quadratkilometern spürbar größer als das von Neukölln. Daher gab es schon im Laufe des Nachmittags ein Mitsingkonzert in St. Antonius in Oberschöneweide, an dem etwa 50 Personen teilnahmen, und ein „sehr gut besuchtes“ Konzert des Kammerchors Berlin in Christus König in Adlershof.

Nach dem abendlichen Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Josef  konnte die Festgemeinde zu Fuß wenige hundert Meter in das Köpenicker Rathaus weiterziehen, in dem der in dem der Empfang stattfand und Bezirksbürgermeister Oliver Igel die zahlreichen Gäste begrüßte. „Einen schöneren Rahmen als den historischen Saal hätte es für unsere Feier mit 300 Personen nicht geben können“, freut sich Pfarrer Laminski. Dass die Pfarrei mit St. Josef das Patronat ihrer Pfarrkirche gewählt hat, sei sicher auch deshalb geschehen, weil das „weniger verwirrend“ sei, sagt er. Aber auch dieses Patronat sei aus zehn eingebrachten Namen im Pastoralausschuss ausgewählt worden, von denen einer nach dem anderen weggefallen sei.

Der Pfarrer ist froh, dass die Pfarrei mit zwei weiteren Priestern, einem Diakon und drei hauptamtlichen Laientheologen personell vergleichsweise gut ausgestattet sei: „Es wird bei uns kein Gottesdienstort geschlossen.“ Zwar sei der Prozess des Zusammenwachsens noch schmerzhaft für manche der 9400 Katholiken der Pfarrei. „Aber zum Glück habe ich hier noch nie gehört, dass alles so bleiben soll, wie es ist.“ Die Schwerpunkte im Pastoralkonzept der Pfarrei, die auch den Verwaltungsleiter und das zentrale Sekretariat in St. Josef angesiedelt hat, seien vor allem der Aufbau der Studentenarbeit am Campus Adlershof und die Sorge um die Zuzügler.

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Große Flächen im Norden des Bistums

Ebenfalls alle Gemeindeteile einbezogen hat die neue Pfarrei St. Otto Usedom-Anklam-Greifswald. Die selbst gestellte Aufgabe, die in einer morgendlichen Andacht gesegneten Ikonen des heiligen Bischofs Otto von Bamberg an alle Gottesdienstorte zu bringen, dort aufzustellen und zu verehren, erwies sich als tagesfüllend: Von St. Joseph in Greifswald ging es mit dem Reisebus über St. Marien Gützkow, Herz Jesu Wolgast, St. Otto Zinnowitz und Stella Maris Heringsdorf nach Salvator in Anklam, um jeweils gemeinsam mit den örtlichen Gemeindemitgliedern zu beten und zu singen. Die anstrengende Reise hat sich aber gelohnt: Sie nehme es als „den Beginn von etwas Neuem, Großen, Spannenden“ wahr, sagte eine Frau in Wolgast. Und in Heringsdorf fand ein Mann, man habe zwar länger als gedacht auf den Reisebus warten müssen, aber: „ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute kommen“. Ein Gemeindemitglied, das die Fahrt mitgemacht hat, sagte am Schluss, alles sei sehr ergreifend gewesen und habe gut zusammengepasst.

Beim feierlichen Gottesdienst am Spätnachmittag mit dem Erzbischof erklärte Propst Frank Hoffmann, der Pfarrer von St. Otto, man habe sich „mit großer Einmütigkeit“ für das Patronat entschieden und könne im Nachhinein sagen: „Wer hätte näher gelegen als Bischof Otto, der Apostel von Pommern?“ 

Bei der anschließenden Feier im „Kulturbahnhof“ bedauerte der Propst, man habe zwar einen Termin mit Bischof Otto von Bamberg gehabt, dieser habe aber „kurzfristig abgesagt“. Und so setzte er kurzerhand selbst den Hut auf – in Form einer klassischen Narrenkappe mit Eselsohren und Schellen. Humorvoll nahm er dann Bezug auf den Namen des Pastoralen Prozesses, den die neue Pfarrei nun abgeschlossen habe: Als der Titel „Wo Glauben Raum gewinnt“ bekannt geworden sei, habe man in Vorpommern schallend gelacht und gesagt: „Raum haben wir schon reichlich, da können die anderen noch etwas abhaben.“ Seine Pfarrei hat eine Fläche von 2.330 Quadratkilometern, auf denen rund 4800 Katholiken leben.

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Die gleiche Diasporasituation hat die ebenfalls neu errichtete Nachbarpfarrei St. Bernhard von Clairvaux Stralsund-Rügen-Demmin, die St. Otto in der Fläche sogar noch überbietet: Mit 4.122 Quadratkilometern ist sie fortan die flächengrößte Pfarrei Deutschlands. Hier leben rund 6450 Katholiken, die in den Kirchen Heilige Dreifaltigkeit (Stralsund), St. Marien (Richtenberg), St. Maria – Trösterin der Betrübten (Barth), St. Bonifatius (Bergen), Stella Maris (Binz), Herz Jesu (Garz), Maria Meeresstern (Sellin), Maria Rosenkranzkönigin (Demmin), Heilig Kreuz (Altentreptow), St. Jakobus (Grimmen) sowie den Kapellen St. Michael (Zingst) und der Kapelle im Seniorenheim St. Josef (Stralsund) zusammenkommen.

Mit ihrem Patronat nimmt die Pfarrei Bezug auf die Zisterzienser, die das Gebiet im christlichen Glauben geprägt haben. Der feierliche Gottesdienst zur Eröffnung von St. Bernhard sollte am 28. März 2020 stattfinden und musste vorerst verschoben werden.