Das rechte Maß – 205 Minuten kostbare Fülle Bericht vom ökumenischen Treffen zur Schöpfungsverantwortung

„Fülle“ war ein Schlüsselwort bei dem ökumenischen Treffen zur Schöpfungsverantwortung, das am vergangenen Samstag (17. Februar) digital stattfand. Fülle ist eine andere Art von Wertschöpfung als die ständig erwartete Wohlstandsvermehrung. Einer der ehrenamtlichen Praktiker aus der Pfarrei Theresa von Avila machte in seinem Beitrag darauf aufmerksam, dass eine dauerhafte Beheizung von Kirchen erst in der Nachkriegszeit zum Standard wurde. Nach Jahrhunderten ohne Klimagasemissionen für Gottesdienste haben wir uns daran gewöhnt, dass Kirchen beheizt werden. Die Frage wird sein, ob es uns gelingt, wieder (neu) zu lernen, dass dies nicht zwingend notwendig ist.

Als Koordinatorin des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit hob Astrid Hake die unterbelichtete Bedeutung von Genügsamkeit hervor, die in der wissenschaftlichen Debatte um Wege zum Klimaschutz auch als Suffizienz bezeichnet wird. Christlich können wir sie als Grundlage für das Leben in Fülle (Joh 10,10) verstehen, das uns in der Nachfolge Jesu versprochen ist.

Dass diese Wahrheit konkret ist, machte Pater Manfred im Blick auf die anstehende Herausforderung deutlich, den Gebäudebestand auf ein zukunftsfähiges (=nachhaltiges) Maß zu bringen. Wer nicht weiß, welche Kosten durch wenig genutzte Gebäude und übermäßiges Heizen entstehen, wird nicht lernen, dass durch die Einsparung fossiler Energien sogar mehr finanzielle Ressourcen gewonnen werden als durch manche Spendenaktionen. Bis 2030 sollen die klimaschädigenden Emissionen nach dem Erzbischof Koch vorliegenden Klimaschutzplan des Diözesanrates um die Hälfte reduziert werden. Im Diözesanvermögensverwaltungsrat ist besprochen, dass Einbauten nicht-fossiler Energieträger auch bei höheren Kosten möglich sein sollen. Einen festen Betrag im Sinne einer definierten Fördersumme wird es hingegen nicht geben.

Wenn wir überlegen, wie wir unserer christlichen Berufung unter unseren Mitbürger:innen wieder gerechter werden können, empfahl Bruder Bernd Beermann OFMcap, einen Blick auf die franziskanische Tradition „Seine Heimat bei Gott haben, Allem auf Augenhöhe begegnen, Nichts sein Eigen nennen“. Er begleitet seit wenigen Monaten mit einem Mitbruder in Eberswalde den Aufbau eines der nachhaltigen Pilotprojekte des Erzbistums.

Der nebenamtliche Umweltbeauftragte des Erzbistums, Martin Pohl, brachte seine große Freude zum Ausdruck, dass jetzt tatsächlich Bewegung in den ernsthaften Klimaschutz des Erzbistums kommt. Keine Pfarrei sollte bei denkmalgeschützten Gebäuden für Wohnen und Arbeiten vor ernsthaften Überlegungen zur Sanierung zurückschrecken. „Körpernahe Beheizung“ sei eine sehr wirkungsvolle Option für Kirchen und sei bereits vielfach erprobt, wie auch ein vorgestelltes Beispiel aus der ev. Lindenkirche zeigt.

So wie das BEB (Ökum. Bildungsforum für energieeffiziente Bestandssanierung) evangelische Kirchengemeinden bei der regionsbasierten Gebäudebedarfsplanung unterstützt, wird demnächst auch im Erzbistum Berlin ein Immobiliendienstleister den Pfarreien und dem Erzbistum Berlin bei diesen Prozessen zur Verfügung stehen. Wenn es um die konkrete Genügsamkeit im Bereich Gebäude geht, ermutigte Isabell Köhler vom BEB alle Verantwortlichen, ihr Gemeindeleben im Blick auf die Zukunft vorurteilsfrei anzuschauen: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“

Janes von Moers, Klimaschutzmanager des Umweltbüros der EKBO, machte allen Akteuren von der Basis der Kirchengemeinden Mut, weil in nur 5 Jahren eine beispielhafte Entwicklung zum vorbildlichen kirchlichen Klimaschutz entstanden sei, die auch im Erzbistum gelingen wird.

Unter den folgenden Links finden Sie weiterführende Hinweise und Praxisbeispiele zu unterschiedlichsten Aspekten: