BZ-Kolumne

20. Juli: Gesicht zeigen gegen Ungerechtigkeit

Der 20. Juli Tag gilt in Deutschland als das Symbol des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Er ist 1944 durch das gescheiterte Attentat von Graf Schenk von Stauffenberg auf Hitler in die Geschichte eingegangen. Ein Tag des Scheiterns, der durch den Tod der sogenannten Verschwörer zugleich den Beweis erbrachte, dass es ein anderes Deutschland als das der Nazis gab.

Sozialdemokraten, Konservative und Liberale, Christen und unter ihnen Geistliche hatten sich zusammen getan, um der Unrechtherrschaft entgegenzutreten. Der Massenmord an den Juden, die Kriegsführung der Nazis und die Unterdrückung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten widersprachen jeglicher Menschlichkeit und Menschenwürde. Ganz unterschiedliche Männer und Frauen kamen zusammen, um ihre Werte zu verteidigen und das Land geistig zu erneuern.

Bernhard Lichtenberg war einer von ihnen. Der Dompropst der Berliner Sankt Hedwigs-Kathedrale trat öffentlich für die Verfolgten ein. Er vertrat die Lehre der Kirche auch in der Politik. Die Nazis setzten ihn unter Druck. Er wurde verhört und misshandelt. Lichtenberg ließ sich nicht einschüchtern. Nach den staatlich gelenkten öffentlichen Ausschreitungen gegen Juden und Christen jüdischer Abstammung betete Lichtenberg jeden Sonntag öffentlich für die Verfolgten, gleich welchen Glaubens. Auch für ihn endete sein Widerstand mit dem Tod. Er kam ins Gefängnis und starb auf dem Weg ins Konzentrationslager. Bernhard Lichtenberg wird heute als Seliger und als Kämpfer für Gerechtigkeit verehrt. Es braucht Mut, sich öffentlich gegen Unrecht und Fehlentwicklungen zu wenden.

Aber ist das nicht auch heute unsere christliche und moralische Pflicht? Sicher – gemessen an den Verhältnissen im Dritten Reich leben wir in einer völlig anderen Gesellschaft. Dennoch wird die Ablehnung anderer Kulturen, Religionen und Denkweisen in unserem Land wieder hoffähig. Verrohung der Sprache und Gewalt nehmen zu. Genauso wie Populismus, Ausgrenzung und radikale Ansichten. Wir dürfen nicht wegschauen. Es ist wichtig, Gesicht zu zeigen gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz. Der 20. Juli ist deshalb ein Tag, der uns ermutigen sollte, für unsere Überzeugung einzustehen.