BZ-Kolumne

250. Geburtstag Alexander von Humboldts

„Das ganze Leben ist der größte Unsinn. Und wenn man achtzig Jahre strebt und forscht, so muß man sich doch endlich eingestehen, daß man nichts erstrebt und nichts erforscht hat. Wüßten wir wenigstens, warum wir auf dieser Welt sind….“ Eine ironisch-ernste Bilanz, die Alexander von Humboldt da für sein Leben zieht. Am Samstag feiern wir den 250. Geburtstag dieses Gelehrten, der immer noch erstaunlich modern wirkt: Humboldt steht für lebenslanges Lernen, verabscheute Grausamkeiten gegenüber Tieren, hatte große Ehrfurcht vor der Natur und vor der Vielfalt menschlicher Kulturen. Religion und Glaube sah er skeptisch, an die Stelle von Gott setzte er die Idee einer alle Menschen umfassenden Humanität. Religiös motivierte Denkverbote kritisierte er genauso wie die gewaltsame Missionierung der indianischen Ureinwohner in Lateinamerika.

Die Humboldt-Universität Unter den Linden feiert zu Recht ihren Namensgeber, und wir feiern mit. Denn ab dem Wintersemester wird an diesem traditionsreichen Ort der Bildung und geistigen Auseinandersetzung auch katholische Theologie gelehrt. Und auch die Theologie fragt nicht nur nach Gott, im Gegenteil, ein Schwerpunkt soll auf die Frage nach dem Menschen gelegt werden aus religiöser Perspektive aber in großer Offenheit über alle fachlichen und weltanschaulichen Grenzen hinweg. Die katholische Theologie bringt eine wichtige Perspektive auf den Menschen und seine Fragen nach Sinn und Orientierung ein.

Ich denke, dass bei aller Skepsis Alexander von Humboldt damit einverstanden wäre, dass das Bewusstsein für religiöse Bildung in den letzten Jahren gewachsen ist. Denn er war überzeugt: alles Erforschte ist nur ein Stufe zu etwas Höherem und zu neuen Fragen. Was uns auch heute noch verbindet, ist die Frage, auf die er auch noch keine abschließende Antwort gefunden hat: „Wüßten wir wenigstens, warum wir auf dieser Welt sind….“