BZ-Kolumne

300 Jahre katholische Kirche in Potsdam

Nur ihr eigenes Bier durften sie nicht brauen. Ansonsten war der „Soldatenkönig“ einer Gruppe von zunächst 140 katholischen Facharbeitern aus dem belgischen Lüttich weit entgegengekommen; sie waren europaweit gesuchte Fachkräfte. Friedrich Wilhelm I. gewährte ihnen einen katholischen Seelsorger und eine katholische Kirche im protestantischen Preußen, sogar die Ausstattung der Kirche ließ er sich etwas kosten. Die Rückkehr des katholischen Bekenntnisses nach Berlin und Brandenburg vor 300 Jahren begann also im Windschatten eines Rüstungsprojekts. Denn die Belgier waren „Büchsenmacher“ für eine Gewehrfabrik des Militär-begeisterten Preußenkönigs.

Einen katholischen Seelsorger und eine katholische Kirche mitten in Potsdam zu erlauben, war aber auch ein Zeichen von Toleranz und Gastfreundschaft. Von dieser Tradition profitiert das Erzbistum Berlin bis heute und wird von ihr selbst geprägt. Immer wieder wuchs die Zahl der Katholiken durch Zuzüge, durch „Gastarbeiter“ und Menschen auf der Flucht. Viele sind „gekommen, um zu bleiben“ und fanden hier eine neue Heimat, aber auch ein neues geistliches Zuhause: Menschen, die wegen der Kultur und der Lebensmöglichkeiten den Weg nach Potsdam fanden, Wissenschaftler, Studentinnen und Studenten, Gastarbeiter aus Italien und Jugoslawien, „Boat People“ und Vertragsarbeiter aus Vietnam und – noch früher schon – Etagenkellner und Zimmermädchen aus dem von Friedrich dem Großen eroberten Schlesien. Gastfreundschaft und Toleranz sind uns „in die Wiege gelegt“ und wir fühlen uns dieser Lebenshaltung verpflichtet.

Am kommenden Sonntag jährt es sich fast auf den Tag zum 300. Mal, dass es in Potsdam wieder eine katholische Kirche und Gemeinde geben darf. Wir feiern dieses Jubiläum mit einem großen Fest mitten in Potsdam auf dem Bassinplatz. Ich lade Sie alle herzlich ein zu einem Dank-Gottesdienst um 11.00 Uhr, einem großen Picknick und zu belgischem Bier. Denn 300 Jahre danach macht die belgische Botschaft wieder gut, was der „Soldatenkönig“ vermeiden wollte und spendiert uns das Bier.

Alle weiteren Informationen zum Bistumstag finden Sie hier.