BZ-Kolumne

750 Jahre Bäckerinnung

„Unser tägliches Brot gib uns heute!“. Das Brot ist das einzige Nahrungsmittel, das es ins Vater Unser geschafft hat. Und auch wenn Jesus an einer anderen Stelle sagt, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, so ist das Brot für den christlichen Glauben und für unsere Kultur von herausragender Bedeutung. Denn Jesus zählt nicht etwa Nudeln, Reis oder gar Käse und Wurst auf, um sie in Beziehung zum Brot zu setzen, vollständig lautet der Satz vielmehr: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt“(Lk 4,4).

Die christlichen Kirchen gehen auf das Brechen des Brotes zurück, auf das Teilen des zum Leben Notwendigen. Und auch wenn die Hostien für die katholische Eucharistiefeier nicht von Bäckern gebacken werden, sondern Klöster damit ihren Broterwerb bestreiten, so schätzen wir das Brot – die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit – sehr hoch.

Wer das Brotbacken erfunden hat, wird sich nicht herausfinden lassen, es ist vermutlich so alt wie der Anbau von Getreide. Was wir dagegen sehr genau wissen: Wer Brot backen, Lehrlinge ausbilden und Schrippen verkaufen darf: Seit genau 750 Jahren sorgt auch in Berlin die Bäcker-Innung dafür, dass niemand zu kleine Brötchen backt, dass die Qualität stimmt und das Brot weiterhin als Lebens-Mittel geschätzt wird.
Zum Jubiläum gratuliere ich, denke aber auch zurück an schwere Zeiten, als Brot knapp war und rationiert werden musste, als Brotmarken die eigentliche Währung waren und das Überleben mit Mühe sichern konnten. Heutzutage machen mir die großen Mengen von Brot Sorgen, die weggeworfen werden. Brot verliert seinen Wert, wenn 1,7 Millionen Tonnen, fast ein Drittel der jährlichen Produktion in Deutschland vernichtet wird.
„Unser tägliches Brot gib uns heute“, Christen beten diesen Satz im Vater Unser, aber meinen wir ihn noch ernst? Manchmal vergessen wir leichtfertig, dankbar zu sein für das, was wir im Überfluss zur Verfügung haben und doch so wertvoll für uns ist.