BZ-Kolumne

Advent - Zeit für Zwiesprache mit Gott

Ursprünglich war der Advent auch eine Fastenzeit. Die Plätzchen und Stollen wurden zwar gebacken, aber bis Weihnachten in großen Blechkisten verwahrt; die Lebkuchen bestellt, aber erst ab Weihnachten auf den Tisch gestellt.

In gewisser Weise ist der Advent noch immer Fastenzeit: So wie wir Christen uns vor Ostern auf Tod und Auferstehung Christi vorbereiten, so bereiten wir uns in der Adventszeit auf Weihnachten vor.
Dabei ist Fasten keine traurige Angelegenheit. Fasten heißt nicht, dass „man den Kopf hängen lässt“, dass „man sich mit Sack und Asche bedeckt“. Das kritisiert schon der Prophet Jesaja im Alten Testament.
Was er unter Fasten versteht, überrascht. Er schreibt keine Diäten, keinen Verzicht vor. Er schreibt vielmehr: „Ein Fasten, wie es Gott liebt, bedeutet „die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.“ (Jes 58)

Fasten als Werke der Barmherzigkeit, als solidarisches Tun, als anwaltschaftliches Sich-Einsetzen für Schwache und Benachteiligte. Das hat mit Lebkuchen und Glühwein nichts zu tun. Es geht darum, unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen und zu Gott neu zu bestimmen und sich Zeit dafür zu nehmen.
„Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich.“ Jesaja sagt damit auch etwas über das Gebet. „Dann hilft nur noch beten“, stimmt nie. Es muss immer zusammen passen, unser Beten und unser Tun.

Der Advent als Fastenzeit meint also nicht passiven Verzicht, sondern aktives Handeln und intensive Zwiesprache mit Gott. Und das verträgt dann auch den einen oder anderen Lebkuchen, ein Stück Stollen oder ein Glas Glühwein, ohne dass das das Fasten bricht.