BZ-Kolumne

Alle Kinder brauchen eine Chance

Im Advent verwandelt sich Berlin in ein glitzerndes Lichtermeer. Wenn das Weihnachtsgeschäft in Gang kommt, beginnt für die zwölfjährige Anna eine schwere Zeit. Ihre Mitschüler freuen sich schon auf tolle Weihnachtsgeschenke. Smartphones, teure Kopfhörer und die neusten Turnschuhe. Anna weiß, dass sie nicht mithalten kann. Eigentlich weiß sie auch, dass all diese Dinge nicht wichtig sind, aber es tut trotzdem weh, wenn andere vom Restaurantbesuch mit den Eltern erzählen. Sie selbst bekommt nicht mal regelmäßig eine warme Mahlzeit.

Etwa jedes dritte Kind unter 18 Jahren in Berlin lebt in einer von Sozialleistungen abhängigen Familie. Kaum zu fassen, in einem der reichsten Länder dieser Erde. Familien mit Kindern können sich in Deutschland nur selten aus finanziell schwieriger Lage befreien. Armut wird regelrecht vererbt. Kinder aus armen Familien kommen schlechter in der Schule zurecht und sind öfter krank.

Deshalb erinnert das katholische Bonifatiuswerk an den Heiligen Nikolaus. In unserer konsumorientierten Welt gilt der Nikolaus als einer, der Geschenke bringt. Tatsächlich war er ein Bischof, der sein ererbtes Vermögen an die Armen verteilte. Er ist ein Vorbild für den Kampf gegen Kinderarmut und für Kinderrechte. Zum Auftakt der bundesweiten Nikolaus-Aktion haben sich mehr als 100 Kinder aus dem Canisius-Kolleg vor dem Brandenburger Tor gegen Kinderarmut positioniert. Sie fordern Politik und Gesellschaft dazu auf, entschlossen gegen Kinderarmut vorzugehen. Kinder können sich nicht selbst aus der Armut befreien. Sie brauchen Hilfe, sie brauchen eine echte Chance. Jeder von uns kann etwas tun, damit arme Kinder nicht ausgegrenzt werden. Vielleicht können Sie dem Nachbarkind bei den Hausaufgaben helfen oder Kinder aus Migrationsfamilien einmal zum Essen einladen. Kinder wie Anna müssen spüren, dass sie dazu gehören. Wenn wir sie links liegen lassen, verspielen wir ihre und unsere Zukunft.