BZ-Kolumne

An Pfingsten feiern wir auch die Religionsfreiheit

Was für ein schrecklicher Kontrast! Während wir in Berlin und Brandenburg am Pfingstsonntag zur Nacht der offenen Kirchen einladen konnten, wurden bei einem Angriff auf eine katholische Kirche im westafrikanischen Nigeria bis zu 100 Menschen ermordet, darunter zahlreiche Kinder sowie schwangere Frauen. Schwerbewaffnete Täter hatten einen Pfingst-Gottesdienstes in der St. Francis Kirche in der Stadt Owo im südwestlichen nigerianischen Bundesstaat Ondo gestürmt, auf die Gläubigen geschossen und Sprengsätze ausgelöst.

Solch sinnloses Leid, während wir eigentlich den Geburtstag der Kirche feiern!

Ich bin dankbar, dass wir in einem sicheren Land leben können, aber auch hier erleben wir religionsfeindliche Gewalt. Beschämend für Deutschland ist, dass die Gewalt überwiegend jüdische Einrichtungen und Juden trifft, dass überwiegend Synagogen geschützt werden müssen; der Anschlag auf die Synagoge in Halle ist nur in allzu guter Erinnerung.

In Nigeria wird die innere Sicherheit ein wichtiges Thema bei den bevorstehenden Wahlen sein, das schreckliche Massaker darf uns aber auch hier nicht gleichgültig lassen. Mit der wachsenden Entfernung darf keineswegs unsere Empathie und unsere Solidarität zurückgehen. Am vergangenen Wochenende haben wir an Pfingsten die schöpferische Kraft Gottes, die Kraft des Lebens und aus ihr den Geburtstag unserer Religion, unserer Kirche gefeiert und zwar weltweit. Und genauso wie wir weltweit in der Freude und in der Feier unseres Glaubens verbunden sind, so bleiben wir auch in der Trauer, im Entsetzen und in der Empörung über unsinnige Gewalt verbunden, über Religions- und Kontinente-Grenzen hinweg.

An Pfingsten feiern wir auch die Religionsfreiheit. Wer und aus welchen perversen Motiven auch immer das Massaker in Nigeria begangen hat: ich verurteile diesen Anschlag entschieden, auch wenn neue und andere schlimme Taten wie der schreckliche Vorfall am Breitscheidplatz ihn aus den Schlagzeilen verdrängen.