BZ-Kolumne

Buchhandlungen – gewissermaßen die Buchmesse um die Ecke

In diesem Jahr kann die Frankfurter Buchmesse wieder stattfinden. Autorinnen und Autoren können wieder ihre Bücher persönlich vorstellen und daraus vorlesen, Leserinnen und Leser die Person hinter dem Buch kennenlernen. Von dieser Unmittelbarkeit lebt die Freude an der Literatur von jeher. Buchhandlungen – gewissermaßen die Buchmesse um die Ecke mit eigenen Lesungen und Diskussionen – waren übrigens in Berlin nie geschlossen.

Und dennoch: dem Buchhandel geht es nicht gut: Versandhändler mit riesigen Logistikzentren vor den Toren der Stadt sparen Kosten für teure Läden, fachkundiges Personal und Service vor Ort. Das praktische aber seelenlose E-Book setzt den klassischen Buchhandel weiter unter Druck.

Was mir besonders Sorge mache: Algorithmen versorgen uns – über Suchmaschinen und sog. Soziale Medien – nur mit den Nachrichten und Gedanken, die uns in unserer Meinungsblase bestärken. Andere Meinungen und neue, anregende Gedanken sollen uns nicht stören. Unser Blick auf die Welt wird speziell für uns erstellt und verengt sich zunehmend.

Anders beim Buch: Es enthält – egal ob auf Papier gedruckt oder digital – die Gedanken anderer Menschen, manchmal fremd und unerwartet, aber immer voller Inspiration. Bücher weiten unseren Blick, gerade indem sie ihn zunächst verwirren. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um einen Krimi zur Entspannung, anspruchsvolle Lyrik oder einen kompliziert gewobenen Roman handelt.

Ein Buch suche ich mir bewusst aus. Ich wähle es, um mich mit Meinungen auseinanderzusetzen, die ich bislang nicht teile. Ich kann mich von einem Buch herausfordern, ärgern oder provozieren lassen. Wenn es mich packt, werde ich vielleicht meine Meinung ändern. Ich kann vorankommen, meinen Horizont erweitern, gerade weil ich nicht nur das vorgesetzt bekomme, was ich sowieso schon denke.

In diesem Sinne: Gehen Sie mal wieder in die Buchhandlung bei Ihnen um die Ecke und weiten Sie Ihren Blick auf die Welt!