BZ-Kolumne

Das Zeugnis der Neugetauften bewegt mich jedes Jahr

Weißer Sonntag, so heißt bei uns der kommende Sonntag nach Ostern. Seinen Namen hat er von den weißen Taufkleidern, die die neu getauften Erwachsenen in den ersten Jahrhunderten der Kirche an diesem Sonntag noch einmal getragen haben. Das Taufkleid, das sie acht Tage vorher bei ihrer Taufe angelegt hatten. 


Mehr als fünfzig Erwachsene haben in Berlin am Ostersonntag die Taufe empfangen und wurden in die Kirche aufgenommen. Das ist eine erstaunliche Zahl, denn in Berlin als Christ zu leben und seinen Glauben zu bekennen, kann nicht als der Normalfall gelten. Nicht zuletzt die aktuell benannten Verbrechen und Fehler könnten Grund genug sein, sich dieser Kirche nicht anzuschließen. Ich weiß von Taufbewerbern, die sich taufen lassen, obwohl sie nicht in ihrer Familie in den christlichen Glauben eingeführt wurden. Sie vollziehen einen Schritt, der einen wirklichen Neuanfang und eine Umkehr in ihrem Leben bedeutet: zum Glauben an Jesus Christus. Sie lassen sich taufen trotz Achselzucken und Unverständnis in ihrem Verwandten- und Freundeskreis.


Ihre Taufe ist ein großartiges Zeichen, für das ich sehr dankbar bin: Sie bekennen, dass Gott mit ihnen lebt und dass sie mit diesem Gott bewusst leben wollen; und dass sie es in der Gemeinschaft der Kirche tun, die sie – auch mit kritischen Anfragen – gestalten wollen. Sie fühlen sich wie neugeboren, getragen von der Zusage Gottes: Du bist und bleibst von Gott geliebt, du bist und bleibst von ihm angenommen, du bist und bleibst in diese Welt und in diese Kirche gesandt – mit ihren Stärken und mit ihren Schwächen. Du bist bei uns willkommen!


Das Zeugnis der Neugetauften bewegt mich jedes Jahr, meine eigene Taufe aufzufrischen und mich selbst auf Gott einzulassen. Die Erfahrung, die Menschen mit ihrem Glauben an Christus machen, die wünsche ich Ihnen auch an diesem Weißen Sonntag.