BZ-Kolumne

Demenz - Wenn Eltern zu Kindern werden

Neulich erzählte mir ein Bekannter, dass er beim Besuch seiner Mutter eine überraschende Entdeckung in ihrer Spülmaschine machte. Als er ein Glas hineinstellen wollte, fand er dort Hausschuhe. Was zunächst lustig klingt, war ein Schock.

1,3 Millionen Deutsche sind an Demenz erkrankt. In den nächsten 25 Jahren soll die Krankheit bei den über 80 Jährigen so zunehmen, dass die Hälfte daran leiden wird. Das ist auch für Familienangehörige und Bekannte eine Herausforderung.

Es stellt die Welt auf den Kopf, wenn Eltern, die ein Leben lang für ihre Kinder da waren plötzlich hilflos erscheinen. Vielleicht kann man anfänglich noch etwas schmunzeln, wenn der Geburtstag von Onkel Herbert vergessen wird – obwohl die Mutter doch zeitlebens ein wandelnder Kalender war. Ist das normale Vergesslichkeit oder schon mehr?

Menschen, die an Demenz erkrankt sind, brauchen viel Zeit und Zuwendung. Sie fühlen sich im Hier und Jetzt nicht wohl. Sie suchen Sicherheit und Geborgenheit. Schimpfen oder verbessern nutzt nichts, wenn Vater oder Mutter manchmal nicht mehr zwischen gestern und heute unterscheiden können.

Wenn man einen dementen Menschen in der Situation beläßt, in der er sich gerade befindet, hilft man mehr, als ihn mit aller Macht da heraus zu holen. So habe ich die Chance, nachzuempfinden, in welcher Gefühlslage sich der Erkrankte gerade befindet und kann ihn besser auffangen. Es ist wichtig, dem Gegenüber ein gutes Gefühl zu geben, Was sich scheinbar einfach anhört, ist es aber beileibe nicht.

Auch Angehörige brauchen Hilfe, denn es ist eine Mammutaufgabe einen dementiell erkrankten Verwandten zu betreuen und zu pflegen. Suchen Sie sich deshalb Rat und Unterstützung bei Pflegeprofis. Die Caritas hat viele Angebote, die Angehörige bei dieser großen Aufgabe unterstützen.

Auch Sie brauchen ab und zu eine Auszeit, um neue Kraft zu tanken. Man muss nicht alleine mit der Erkrankung fertig werden. Es ist keine Schwäche, sich Unterstützung zu holen. Für mich sind alle, die sich für pflegebedürftige Menschen einsetzen, echte Vorbilder. Jeder Mensch besitzt sein Leben lang die von Gott gegebene Würde. Das sollten wir uns immer wieder bewusst machen.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag!