BZ-Kolumne

Die Lieferketten werden gerechter

Jugendliche haben mir berichtet, dass sie ab sofort keine Billig-T-Shirts mehr kaufen wollen. Sie haben im Internet eine Dokumentation über die schlechten Arbeitsbedingungen von Näherinnen in Bangladesch gesehen: An einem Kleidungsstück, das hierzulande für fünf Euro verkauft wird, verdienen die Arbeiterinnen nur einen sehr geringen Cent-Betrag. Dafür arbeiten sie mehr als acht Stunden am Tag, ohne freies Wochenende, ohne Krankenschutz, unter manchmal unsäglichen Bedingungen. Wer versucht, gegen skandalöse Arbeitsbedingungen vorzugehen, gar gewerkschaftliche Rechte anmahnt, wird entlassen – oder noch schlimmer: mit Gewalt bedroht.

Doch Verantwortung zu übernehmen für Menschenrechtsverletzungen in den weit entfernten Herstellungsländern ist für Kunden hierzulande schwer. Die wirtschaftlichen Zusammenhänge sind kompliziert; wer alles von wem abhängt, ist oft nicht zu durchschauen. Wir können aber trotzdem kleine Schritte tun: zum Beispiel beim Kauf auf Qualitäts-Siegel achten. Und insgesamt mehr auf Nachhaltigkeit setzen, damit Kleidung kein Wegwerfartikel ist.

Ich begrüße es, dass die Bundesregierung jetzt den Weg frei gemacht hat für ein Lieferkettengesetz. Es sorgt dafür, dass hiesige Firmen in Mithaftung genommen werden können, wenn es im Herstellungsprozess ihrer Waren zu Menschenrechtsverletzungen kommt oder Umweltauflagen nicht eingehalten werden. Die Firmen dürfen nicht wegschauen, wenn zum Beispiel die Rohstoffe ihrer Produkte unter menschenunwürdigen Umständen gewonnen werden.

Das Gesetz war bis zuletzt umstritten und ist vielleicht noch nicht weitreichend genug. Aber ein Anfang ist gemacht: für mehr Gerechtigkeit und mehr Umweltschutz.

„Es geht! Anders.“ so lautet das Motto der diesjährigen Fastenkampagne des katholischen Hilfswerks Misereor. Das zeigt auch das Lieferkettengesetz: unser Wohlstand darf nicht zu Lasten der Ärmsten gehen. Nutzen wir die Zeit des Corona-Lockdowns für eine Überprüfung unseres Lebensstils. Weniger ist oft mehr!