BZ-Kolumne

Die olympische Idee im Alltag nutzen

Die letzten olympischen Tage brechen an. Wenn die Sportlerinnen und Sportler am Sonntag zur Abschlussfeier der Olympiade ins Stadion einziehen, dann kommen sie – im Gegensatz zur Eröffnung – bunt gemischt und symbolisieren so ihre Verbundenheit nach dem Ende der Wettkämpfe.
Dies ist ein sehr schönes Zeichen der Gemeinschaft. Denn während der Kämpfe gab es eigentlich nur Sieger und Verlierer. Jetzt sind alle wieder als Teilnehmer zusammen. Die Devise „Siegen um jeden Preis“ tritt zurück; „Dabei sein ist alles“ wird wieder wichtiger.

Es gibt viele überglückliche Medaillengewinner in Rio de Janeiro zu sehen. Aber auch einiges an Unglück, Pech und Tränen. Überschattet waren die Spiele für die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem auch von dem tragischen Tod des Kanu-Trainers Stefan Henze – ein schrecklicher Verlust für das gesamte Team.

Mein Mitgefühl haben auch diejenigen, die sich mit dem besonders undankbaren vierten Platz zufrieden geben mussten, wie etwa die deutschen Synchron-Turmspringer, die nach spannendem Finale knapp die Bronzemedaille verfehlten.

„Möge der Beste gewinnen“ heißt es im Wettkampfsport. Nicht der Reichste oder der Privilegierteste. Diese Idee ist sehr demokratisch und vermittelt Haltungen, die für das Zusammenleben im Alltag wichtig sind: Wie man verliert, ohne sein Gesicht zu verlieren. Dass man gewinnen kann, ohne überheblich zu werden, weil nächstes Mal ein anderer vielleicht um Bruchteile von Sekunden schneller ist. Und schließlich: Dass man vieles nur im Team erreichen kann.

Der sportliche Wettbewerb der zu Ende gehenden Olympiade hat die Begegnung zwischen den Völkern und Generationen gefördert. Nach den Ereignissen der zurückliegenden Wochen, die so sehr von Gewalt und Terror überschattet waren, tut es gut, zu sehen, dass es auch friedlichen Ehrgeiz gibt. Vielleicht haben die ausgestreckten und einladenden Arme der Christus-Statue von Rio auch ein wenig Segen gespendet.