BZ-Kolumne

Die Orgel - Instrument des Jahres 2021

Die Orgel hat mich durch mein ganzes Leben begleitet. Schon als kleiner Messdiener hat mich ihr Klang durch das Kirchenjahr und durch viele Stimmungslagen begleitet. Die Orgel gibt das Tempo vor zum Einzug beim Gottesdienst, sie trägt meine Gebete, sie erträgt meine Sprachlosigkeit. Sie lädt zum Mitsingen ein, ergänzt da, wo die Stimmen der Gemeinde zu schwach sind. Ich kann mir eine Kirche eigentlich gar nicht vorstellen ohne den Klang der Orgel.

Gut, Orgeln gibt es auch in Konzert- und sogar in Kinosälen, aber zuhause ist das „Instrument des Jahres 2021“ in den Kirchen und auch in manchen Synagogen. In diesem Zusammenhang ist eine Verneigung zu den evangelischen Geschwistern angebracht: Martin Luther hat das deutschsprachige Kirchenlied für die Gemeinde etabliert und Johann Sebastian Bach hat den Choral zur Vollendung geführt, als Orgelvorspiel und als Chorsatz. Mittlerweile hat sich eine ökumenische Annäherung durchgesetzt. Vielleicht kann man den französischen Komponisten und Organisten Olivier Messiaen als katholisches „Gegengewicht“ gelten lassen.

Überhaupt die Franzosen: gerade in Paris ist an vielen Kirchen die Organistin oder der Organist von überragender Bedeutung. Meist leisten aber auch bei uns die Organisten ihren Dienst „zur größeren Ehre Gottes“ im Verborgenen auf der Orgelempore. Ihnen gebührt mein Dank und meine ausdrückliche Anerkennung.

Die Orgel hat mich und viele während des Lockdowns gestärkt. Gerade als wir nur noch sehr begrenzt Gottesdienst feiern konnten, hat der Klang der Orgel uns verbunden über Livestream, Youtube und Aufzeichnung hinweg.

Natürlich können wir auch Gottesdienst feiern ohne Orgel, aber die Orgel hilft uns, Gott mit allen Rhythmen und Melodien die Ehre zu geben und miteinander das uns von ihm geschenkte Leben dankbar und demütig zu feiern. Gute Orgelmusik reißt unseren Lebenshorizont himmelwärts auf und verleiht unseren Herzen und unseren Seelen Flügel.