BZ-Kolumne

Ein kleines verletzliches Kind

„Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2,7), heißt es in der Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium. „Sie“ ist Maria und das Wort „ihn“ bezeichnet ihren neugeborener Sohn Jesus. Wenn ich von der aktuellen Überlastung in den Kinderkliniken höre, bekommt dieser Vers eine ganz unerwartete Aktualität. Herbergssuche ist nicht nur der dramaturgische Höhepunkt eines jeden Krippenspiels an Heiligabend. Die Erzählungen, dass Eltern für ihr krankes Kind keine Behandlung und kein Krankenhausbett bekamen, sind bitterer Ernst und empören sicherlich nicht nur mich.

Kinder rechnen sich nicht, solch ein Eindruck könnte heute entstehen. Deswegen ist Kindermedizin schon seit langer Zeit unterfinanziert. In den letzten 30 Jahren wurden mehr als 30 % der Kinderintensivbetten in Deutschland und damit eine grundlegende Gesundheitsversorgung abgebaut.
Schlechte Abrechnungssysteme mit zu niedrigen Fallpauschalen, fehlendes Personal nicht nur in der Pflege, fehlende niedergelassene Kinderärzte, fehlende Intensivbetten, der Notstand der gesundheitlichen Versorgung von Kindern und ihren Familien zeigt die Auswirkungen eines Gesundheitssystems, das nur nach wirtschaftlichen Kriterien ausgerichtet ist. Und ob es in den Wintermonaten besser wird, scheint ein frommer Wunsch zu sein.

An Weihnachten wird Gott Mensch, nicht als ausgewachsener Held oder großer König, sondern als kleines verletzliches Kind. Das muss unsere Perspektive verändern. Kinder sind keine unrentablen Erwachsenen. So wie Jesus als Erwachsener ein Kind in die Mitte stellt, müssen Kinder nicht nur im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns stehen, sondern auch mitten in unseren Herzen.

Zum neugeborenen Jesuskind kommen Sterndeuter von weit her und legen königliche Geschenke vor die ärmliche Krippe, sie haben verstanden.