BZ-Kolumne

Ein Sommer der Gastfreundschaft

Es ist Sommer. Viele genießen die Ferien und freuen sich über eine unbeschwerte Zeit. Nach den langen Corona-Einschränkungen erleben wir das scheinbar ganz Normale als etwas Besonderes. Ob Sommer auf dem Balkon, im Park, vielleicht an der Ostsee  – oder einfach auf den Straßen und Plätzen mit einem Eis in der Hand. Erholung tut gut und hilft beim Auftanken neuer Kräfte. In Berlin sind jetzt wieder vermehrt Geräusche zu hören, die manch einer gar nicht so sehr vermisst hat. Rollkoffer hoppeln zu allen möglichen Zeiten übers Kopfsteinpflaster. Die Touristen sind zurück. „Meine Güte, die habe ich nicht vermisst“, so hörte ich kürzlich jemanden sagen. Ich glaube, wir sollten hier mehr Offenheit zeigen. Gott sei Dank sind die Gäste wieder da. Ohne sie ist unsere Stadt nicht die, die so viele in ihr sehen – eine internationale Metropole, in der sich Menschen aller Nationen und ganz unterschiedlicher Herkunft begegnen. Auch in Brandenburg und an der Ostsee wurden die Gäste schmerzlich vermisst. Viele, die in unserem Erzbistum leben finden im Tourismus ihr Auskommen. Gastfreundschaft hat seine Wurzeln in der Religion und zeigt sich in allen Kulturen. Ein Gastgeber soll den Gast aufnehmen - sich um ihn kümmern. In unserer Kirche gilt die Gastfreundschaft gar als eines der Sieben Werke der Barmherzigkeit. Gastfreundschaft ist auch eine wichtige Grundlage für Austausch und die Entwicklung einer Gesellschaft.

Lassen sie uns bei sommerlichen Temperaturen und in Ferienzeiten aber auch diejenigen nicht vergessen, die unserer Beachtung bedürfen. Für Obdachlose ist die Sommerzeit alles andere als Entspannung. Die heiße Witterung macht ihnen zu schaffen. Deshalb hat die Caritas vor kurzem dazu aufgerufen, nach Möglichkeit Wasserflaschen einzupacken und diese an Menschen, die auf der Straße leben, zu verteilen. Ist es nicht auch eine Form von Gastfreundschaft, sich anderen zuzuwenden, denen es nicht gut geht und die Hilfe benötigen? Ich wünsche ihnen sehr, dass sie die Ferienzeit dazu nutzen, zur Ruhe zu kommen und die Seele baumeln zu lassen. Vielleicht finden sie aber gerade in dieser entspannten Atmosphäre, Muße darüber nachzudenken, wie wichtig es ist, für andere offen zu sein und sich ihnen zuzuwenden.