BZ-Kolumne

Engagement für die Notleidenden und Verfolgten

Heute vor 20 Jahren war der Papst im Stadion. Im Berliner Olympiastadion feierte Papst Johannes Paul II mit Zehntausenden von Gläubigen Gottesdienst. Helmut Kohl war damals Bundeskanzler, Eberhard Diepgen Regierender Bürgermeister von Berlin und Kardinal Sterzinsky der stolze Gastgeber.

Auf seiner dritten und letzten Deutschlandreise besuchte der mittlerweile heiliggesprochene Papst endlich auch Berlin. Unvergessen sein Gang durchs Brandenburger Tor. 1996, also sieben Jahre nach dem Fall der Mauer, soll er gesagt haben: „Jetzt ist für mich der Zweite Weltkrieg endgültig vorbei!“

Im Mittelpunkt der Feier im Olympiastadion stand damals auch ein Berliner: es ging um die Seligsprechung von Bernhard Lichtenberg. Lichtenberg war seit 1938 Dompropst der St. Hedwigs-Kathedrale. Selig gesprochen wurde er für seine Hartnäckigkeit und seine Proteste gegen den Nationalsozialismus und dafür, dass er in seiner Kirche auch für „die verfolgten Juden“ gebetet hat. Angesichts der brennenden Synagogen sagte er: „Was gestern war, wissen wir. Was morgen ist, wissen wir nicht. Aber was heute geschehen ist, haben wir erlebt: Draußen brennt der Tempel. Das ist auch ein Gotteshaus.“ In der Folge hat Lichtenberg jeden Abend in der Kathedrale für die Juden und „nichtarischen“ Christen – wie auch für alle anderen Notleidenden und Verfolgten – öffentlich gebetet.

Heute Abend erinnern wir mit einem Gottesdienst in Lichtenbergs Kathedrale: Mir ist er in diesen Zeiten insbesondere Vorbild, weil er sich nicht nur um „die Seinen“ gekümmert hat. Sein Gebet und sein Engagement galt allen Notleidenden und Verfolgten, das waren in Kriegszeiten natürlich die vielen Soldaten, die Ausgebombten, die Hungrigen, das waren aber insbesondere die Juden. Bernhard Lichtenberg hat den Satz „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“ ohne jede Einschränkung nach Religion, Rasse oder Herkunft ernst genommen.

Erzbischof Dr. Heiner Koch feiert heute um 18.00 Uhr einen Gottesdienst zum Gedenken an den Papstbesuch und die Seligsprechung von Bernhard Lichtenberg in der St. Hedwigs-Kathedrale.