BZ-Kolumne

Europa braucht überzeugte Türöffner

Fast genau auf den Tag genau vor 21 Jahren, am 23. Juni 1996, schritt Papst Johannes Paul II. mit Bundeskanzler Helmut Kohl durch das Brandenburger Tor. Berlin befand sich im Ausnahmezustand: viele Gläubige wollten bei diesem historischen Moment dabei sein, aber mindestens genauso viele stellten sich den Beiden in den Weg, um zu protestieren. Der Protest galt dem – aus ihrer Sicht – „ultrakonservativen“ Heiligen Vater, aber auch seinem – gerade in Berlin unbeliebten – Gastgeber.

Der aggressive Protest hat – so heißt es – Helmut Kohl nicht kalt gelassen, er soll Papst Johannes Paul II. für den Auftritt der Protestierer sogar um Entschuldigung gebeten haben. Aber letztlich schritten sie Beide durch das Brandenburger Tor, denn Kohl hatte verstanden, worum es dem Papst damals ging:
Der Heilige Vater verstand das Brandenburger Tor nicht nur als ein Symbol der Einheit Deutschlands sondern auch Europas, als ein Symbol der Freiheit.

Manches von dem, was Papst Johannes Paul II. damals am Brandenburger Tor gesagt hat, ging im Lärm von Trillerpfeifen unter. Dabei hat es bis heute Gültigkeit:

„Das neue Haus Europa, von dem wir sprechen, braucht ein freies Berlin und ein freies Deutschland. Es braucht vor allem die Luft zum Atmen, geöffnete Fenster, durch die der Geist des Friedens und der Freiheit eindringen kann. Europa braucht nicht zuletzt deshalb überzeugte Türöffner, also Menschen, die die Freiheit schützen durch Solidarität und Verantwortung. Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa braucht dazu den unentbehrlichen Beitrag der Christen.“

Zum Tod von Bundeskanzler Helmut Kohl habe ich mich gern an diesen Satz erinnert. Dem darin formulierten Anspruch hat er sich gestellt, als Europäer und Christ. Der Appell des Papstes gilt auch uns: Europa braucht Menschen, die die Freiheit schützen durch Solidarität und Verantwortung.