BZ-Kolumne

Evas Obdach öffnet Türen für wohnungslose Frauen

Eine kalte Februarnacht: Paula stolpert über nasse Gehwege vorbei am Gendarmenmarkt mit seinen beleuchteten Restaurants und Geschäften in Richtung Bernhard-Lichtenberg-Haus. Durch die Fenster sieht sie fein gekleidete Menschen mit fröhlichen Gesichtern, die entspannt im Warmen sitzen.

Paula friert und sie hat Hunger. Paula lebt seit zwei Jahren auf der Straße. Die Trennung von ihrem gewalttätigen Ehemann hat Paula aus der Bahn geworfen. Sie wurde krank, konnte bald ihren Alltag nicht mehr bewältigen, verlor ihre Arbeit – dann ihre Wohnung. Paula wusste nicht mehr weiter.

Etwa 2000 Frauen geht es wie Paula. Sie leben in der glitzernden Hauptstadt, die für Millionen von Touristen aus aller Welt ein Anziehungspunkt ist, auf der Straße. Obdachlos stehen sie ganz allein da. Ohne ein soziales Netzwerk sind sie isoliert - im Abseits. Kein Ort zum Ausruhen, Übergriffen schutzlos ausgeliefert. Gott sei Dank gibt es in Berlin die Kältehilfe.

Kirchengemeinden, Caritas, Diakonie und DRK bieten im Winter Notübernachtungen für Wohnungslose – aber für Frauen, die Gewalt erfahren haben, sind solche Übernachtungsplätze oft kein Ort, an dem sie sich sicher fühlen. Zumeist schlafen hier Männer. Mit Männern haben viele Frauen wie Paula keine guten Erfahrungen gemacht.

Der Sozialdienst katholischer Frauen nimmt sich ihrer an. Seit einigen Wochen gibt es direkt bei der St. Hedwigs-Kathedrale eine Notübernachtung nur für Frauen. Zehn Plätze sind es, die nun das ganze Jahr über zur Verfügung stehen. Hier erhalten sie eine warme Mahlzeit, warme Getränke und ein warmes Bett. Sozialarbeiterinnen und Ehrenamtliche stehen ihnen zur Seite.

Evas Obdach heißt die neue Notübernachtung im Herzen Berlins. Hier sind wohnungslose Frauen willkommen, unabhängig von Religion und Herkunft. Es ist gut, gerade hier Auswege zu öffnen für solche, denen so viele Türen verschlossen sind. Die Stadt und die Kirchen zeigen damit auch, dass sie ein Herz haben.

Auch Sie können Ihr Herz oder vielleicht auch eine Tür öffnen, ihnen freundlich begegnen, nicht wegschauen und versuchen, Verständnis für ihre schwere Lebenslage aufzubringen  – für Frauen wie Paula.

Ich wünsche Ihnen, liebe Hörerin, lieber Hörer, ein erholsames und segensreiches Wochenende.