BZ-Kolumne

Franziskus und der Sultan

Seit Donnerstag können Sie bei der Post eine Briefmarke kaufen, auf der sind Franziskus und der Sultan abgebildet. Der Wert beträgt 95 Cent, damit können Sie einen Kompaktbrief bis 50 Gramm frankieren.

Um Missverständnisse zu vermeiden: die Marke erinnert nicht etwa an eine Reise von Papst Franziskus in ein arabisches Land. „Franziskus und der Sultan“, diese Begegnung ist genau 800 Jahre vergangen. Im Jahr 1219, der mittlerweile fünfte Kreuzzug war voll im Gange, reiste Franz von Assisi ganz allein allen Warnungen und Drohungen zum Trotz nach Ägypten, mitten ins Heerlager der Muslime. Er wollte mit dem damaligen Oberhaupt der Muslime, Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik, sprechen.

In Europa war in den Jahren zuvor für den Kreuzzug geworben und Hass gegen den Islam und die Muslime geschürt worden. Genau in dieser Stimmung hält Franziskus dagegen. Er versucht, im Gespräch mit dem Sultan den Kreuzzug zu beenden und Frieden zu stiften. Wie wir aus der Geschichte wissen, ist das Franz von Assisi nicht gelungen. Der Kreuzzug ging weiter, kaum dass der Besuch zu Ende war. Ist Franziskus also gescheitert?

Ich finde nicht! Franziskus Initiative war zwar nicht besonders systematisch geplant noch gut vorbereitet, aber er setzte alles auf eine Karte, auf die Karte des Dialogs und des gegenseitigen Respekts.

Und heute? 800 Jahre später scheint es fast so, als hätte sich nichts verändert. Gott sei Dank gibt es keine Kreuzzüge, aber die Schlagzeilen sind beherrscht von Konflikten und Streitfällen, von Extremisten und Fundamentalisten, und das nicht nur, wenn es um Christen und Muslime geht.

Da kommt die Sonderbriefmarke gerade recht. Franziskus und der Sultan, beide, sind Vorbilder für den Dialog, nicht nur zwischen Christen und Muslimen. Sie hatten keine Angst voreinander, sie haben einander zugehört und sich ernst genommen. Ich werde mir ein paar Sondermarken kaufen.